Rezension

Seichte Unterhaltung

Der Traumpalast -

Der Traumpalast
von Peter Prange

Bewertet mit 3 Sternen

Der Erste Weltkrieg tobt und Propagandafilme sollen das Volk bei Laune halten. Es ist die Gründungsstunde der Universum Film AG. Für Konstantin, genannt Tino, Reichenbach, Sohn einer Bankiersfamilie, ist es ein großes Glück, denn er wird Finanzdirektor der UFA und muss nicht mehr zurück an die Front. Doch die Pläne der Gründer sind vorausschauender. Nach dem Krieg soll in Deutschland eine ernstzunehmend Konkurrenz zu Hollywood entstehen. Doch nicht nur beruflich geht es für Tino gut aus, auch privat findet er sein Glück. Zufällig begegnet er der charmanten und schlagfertigen Rahel. Sie verlieben sich und werden ein Paar. Rahel hat ihren eigenen Kopf, was für Konstantin nicht immer leicht ist. Als Rahel schwanger wird, steht das Paar vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Der Roman nimmt uns mit auf eine Reise durch die große Zeit des Kinos.

Meinung

Peter Pranges „Der Traumpalast“ ist ein 800 Seiten starker Roman, dem ein zweiter Band folgen wird. Unterteilt in fünf Teile, die jeweils eine Zeitspanne von ca. zwei Jahren erzählen, ist jeder Teil noch einmal in eine unterschiedliche Anzahl von sehr kurzen Kapiteln gegliedert.

Gerade die kurzen Kapitel geben einem das Gefühl einer kurzweiligen Lesezeit, dennoch zieht sich die Geschichte an vielen, völlig uninteressanten Stellen, wie beispielsweise bei Vorstandsitzungen oder Projektfinanzierungen, teils ins Unerträgliche. Oftmals habe ich in diesen Fällen weitergeblättert, was ohne Weiteres möglich ist. Andererseits enden Kapitel genau da, wo Charaktere endlich einmal Tiefe entwickeln könnten (z.B. S. 691). Die ständig wechselnde Szenerie lässt keinen großen Spielraum für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Charakteren oder dem Verlauf.

Zu Beginn wirkt der Roman sehr schwungvoll. Lebemann trifft auf eine modern eingestellte Frau, die weiß, was sie will und bereit ist für ihre Träume zu kämpfen. Doch schnell verliert sich dieser Schwung und auch die Frau, Rahel, ist nur noch vermeintlich modern und wird zum Anhängsel ihres reichen Gönners. Rahel war in der Geschichte für mich die größte Enttäuschung. Im Laufe des Buches wandelte sich mein erster Eindruck von ihr, von einer starke Persönlichkeit hinzu einer nicht allzu intelligenten, sich selbst bemitleidenden Frau, die immer glanzloser wird. Teils ist sie mir sogar mächtig auf die Nerven gegangen, mit ihrer dummen und naiven Art und ihrer Arroganz.

Auch Tino konnte mich als Charakter nur mäßig überzeugen. Er erfüllt, wie so viele in diesem Roman, eine ganze Reihe von Klischees. Seiner Figur fehlt es an Substanz. Mich hätten beispielsweise Kindheitserinnerung interessiert oder eine tiefgreifendere Auseinandersetzung mit seiner Familie, in der es offensichtliche Probleme gibt. Über die Ereignisse wird einfach so hinweggegangen. Auch seine Kokainkonsum wird nur oberflächlich erzählt und in erster Linie auf seinen Liebeskummer geschoben. Das ist mir einfach zu banal.

Die sich durchziehende Trivialität wäre für mich noch okay gewesen, weil der Roman nicht den Anspruch auf große Literatur erhebt. Doch einen historischen Roman zu verfassen und dabei hin und wieder historische Fakten so zu drehen, dass sie in die Geschichte passen, hat mich verärgert. Beispiele hierfür wären das Tanzlokal „Eldorado“, das mehrmals im Roman genannt wird. Dieses berühmt, berüchtigte Transvestitenlokal eröffnete erst Mitte der 1920er, demnach gab es das 1920 noch gar nicht. Ein zweites Beispiel ist die Entstehung der Idee zu „Metropolis“, ebenfalls im Roman thematisiert, die hat der Autor mal eben etwas vordatiert. Was nicht passt, wird passend gemacht. Schade!

Auch sonst ist es eher ein Crashkurs der historischen Hotspots, denn auf keinen wird ernsthafter eingegangen. Die Charaktere sind in ihrem Handeln oft unglaubwürdig und nur darauf ausgelegt, irgendeine Verbindung zu den jeweiligen Ereignissen herzustellen. Dabei bleibt das Lebensgefühl der Berliner Bevölkerung in dieser unsteten und unsicheren Zeit völlig auf der Strecke. Nach den 800 Seiten habe ich mich gefragt, was davon hängen bleibt? Nichts. Es ist eine Aneinanderreihung von seichten Belanglosigkeiten, die jedes erdenkliche Klischee bedient und ein großes Potential einfach verschenkt. Der Roman ist weder spannend, noch interessant, noch kann man auf die historische Einordnung vertrauen. Ich hatte sehr viel mehr erwartet. Von meinen Erwartungen ist nur ein geringer Teil erfüllt worden.

Wiederholt hatte ich beim Lesen den Eindruck, als ob der Autor nur ein mäßiges Interesse an der Zeit der 20er Jahre sowie dem Thema „Kino“ hat. Was wiederum den ein oder anderen historischen Lapsus, der im Roman vorkommt, erklären würde. Dieser Roman ist wohl mehr dem aktuellen Zeitgeist geschuldet.

 

Fazit

Die Geschichte, die der Roman erzählt, hat mich nicht für sich gewinnen können. Die Erzählung hat mich nicht mitgerissen, es fehlen die facettenreichen Charaktere und mehr Schwung im Ganzen hätte weniger Langeweile aufkommen lassen. So bleibt es nur eine Aufzählung von Ereignisse