Rezension

Seichter Krimi mit schönem Barcelona-Urlaubsflair

Mord in Barcelona - Isabella Esteban

Mord in Barcelona
von Isabella Esteban

Comissari Jaume Soler aus Barcelona steht vor einem neuen, rätselhaften Fall: Auf dem Friedhof Montjuic wird in einem Grab die Leiche einer deutschen Touristin gefunden. Auf den ersten Blick sieht es wie ein Raubmord aus, da das Handy und die teure Profi-Kamera des Opfers spurlos verschwunden sind. Doch was hat die Tote nachts auf dem Friedhof zu suchen gehabt? Comissari Soler und sein Team kommen nicht wirklich mit den Ermittlungen voran und so beschließt seine vorlaute Schwester Montse angetrieben von Ignacia, der resoluten Mutter der beiden, selbst nachzuforschen und Jaume auf eigene Faust zu „unterstützen“ – nicht ahnend, dass sie sich damit in große Gefahr begibt.

„Mord in Barcelona“ ist ein Cosy Crime, der eher schlicht gehalten ist. Die Ermittlungsarbeit geht nur langsam voran, alles plätschert gemächlich vor sich hin, zum Teil zieht sich die Handlung etwas.  Gerade zu Beginn wird sehr viel Zeit mit der detaillierten  Beschreibung der Personen, Umstände und Örtlichkeiten verbracht. Zum Ende hin kommt es zu wenigen  Spannungsmomenten, aber auch dort fehlt das wirkliche Überraschungsmoment, die Auflösung scheint konstruiert und nicht sehr einfallsreich. Ich hätte mir auch eine etwas verstricktere, überraschendere Auflösung gewünscht. Die gesamte Handlung empfand ich als eher schlicht gestrickt und teilweise wirr zusammengefügt.

Des Weiteren war mir keine der Figuren wirklich sympathisch. Comissari Jaume Soler bleibt als Protagonist blass, er wirkt träge, schwerfällig und wenig überzeugend. Das Verhalten von Ignacia und Montse ist kaum tolerierbar, sie hintergehen ihren Bruder/ Sohn aus Gründen, die sich dem Leser bis zum Ende hin nicht erschließen. Familiärer Zusammenhalt geht anders. Auch die Nebenfiguren können nicht wirklich überzeugen und bleiben farblos.

Der Aufbau und Ablauf ist durch recht kurze Kapitel mit Datums- und Uhrzeitangaben gut nachvollziehbar, auch wird durch das Nennen der jeweiligen Namen deutlich, aus wessen Sicht das folgende Kapitel dargestellt wird. Dieser Perspektivenwechsel lässt den Leser die Personen besser kennen lernen und deren Handlungen verstehen. Allerdings ist dem ausschweifend beschreibenden Erzählstil eher müßig zu folgen, Nebensächlichkeiten wird viel Raum durch detaillierteste Beschreibungen eingeräumt.

Was mir hingegen gut gefällt ist das Lokalkolorit: Barcelona wird sehr deutlich und ausführlich in all seinen Facetten dargestellt, ich habe mich wie auf einem Spaziergang durch diese wunderschöne Stadt gefühlt. Absolut passend dazu ist das Cover, welches ein absolutes Urlaubs-Feeling vermittelt und Lust auf einen Besuch an der spanischen Küste macht.

Fazit:

Alles in allem ein eher schwacher Krimi mit blassen Figuren, der teilweise auch als Reiseführer hätte fungieren können. Aufgrund der anschaulichen Beschreibungen Barcelonas, seiner Bewohner und der kulinarischen Besonderheiten gibt es einen Extra-Punkt für das Lokalkolorit, das Buch an sich konnte mich aber leider nicht wirklich überzeugen.