Rezension

Seifenoper im kritischen Gewand

Fair Play -

Fair Play
von Kerstin Gulden

Bewertet mit 3 Sternen

Klingt wie eine Neufassung von 'Die Welle', ist aber eher eine modernisierte Seifenoper für Jugendliche.

Das Buch klingt wie eine moderne Fassung des Klassikers "Die Welle". Auch hier geht es um ein Experiment an einer Schule, das außer Kontrolle gerät. Im Rahmen eines Wettbewerbs entwickelt eine Klasse eine App, die das Klimakonto ihrer NutzerInnen errechnet und im Social Media Profil für alle sichtbar grün oder rot markiert. Natürlich ist allen Beteiligten daran gelegen, das eigene Konto grün zu halten, was sich als gar nicht immer so einfach herausstellt. Abgesehen vom Umweltaspekt der Geschichte geht es im Wesentlichen um vier Schüler, die maßgeblich am Projekt beteiligt sind, und da wird es fast wieder trivial: Liebeskummer, Zickereien, Mobbing und Machtspielchen, die alle Jugendlichen an jeder beliebigen Schule in der ein oder anderen Form miterleben. Dadurch spricht das Buch sicher viele Jugendliche an, die sich in den dargestellten Charakteren  wiederfinden. Wie das Experiment am Ende ausgeht, wird dabei fast schon zweitrangig, und es geht nur noch darum, die Zeit bis dahin unbeschadet zu überstehen.

Das Buch macht vieles richtig, hat aber auch einige Schwachstellen. Die wechselnde Erzählperspektive bringt uns die Hauptbeteiligten sehr nahe und man kann ihre Beweggründe, auch wenn man diese nicht gutheißen mag, immerhin nachvollziehen. Das Thema Klimawandel ist brandaktuell und spricht sicher viele LeserInnen an. An manchen Stellen tritt es ein wenig vor den persönlichen Schicksalen der SchülerInnen zurück, kehrt aber immer wieder in den Fokus zurück und hat auch im Finale noch einmal seinen großen Auftritt.
Gestört hat mich der technische Aspekt der App, deren Umsetzung hier als leichteste Fingerübung des 'Nerds' dargestellt wird. Ist das wirklich realistisch? Es wird dann aber auch gar nicht weiter ins Detail gegangen, was vielleicht ganz gut ist. Immerhin soll die App als Aufhänger für die Handlung dienen, und das schafft sie spielend. Die Darstellung der Jugendlichen fand ich stellenweise überzogen, andererseits wäre eine Geschichte über 'Normalos' wohl auch zu langweilig. Dann gab es noch ein paar glückliche Zufälle - glücklich für den Verlauf der Handlung, aber glaubwürdig: nicht unbedingt.
Am Ende lässt das Buch den Beigeschmack einer Seifenoper für Jugendliche zurück, die sich in eine moderne  umwelt- und sozialkritische Schale geworfen hat. Immerhin mag es manche LeserInnen zum Nachdenken bringen - sei es über das eigene Verhalten oder das große Ganze.