Rezension

Selbst der keuscheste Kuss!

Der Monstrumologe und das Drachen-Ei - Rick Yancey

Der Monstrumologe und das Drachen-Ei
von Rick Yancey

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist der vierte und wohl auch letzte Band der Monstrumologen-Reihe und auch wenn dieser Band der wohl kürzeste, ist er dennoch der erzählerisch intensivste.

Der kleine Will Henry ist nicht nur erwachsen geworden. Nein. Er kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit und der Dunkelheit in ihm selbst. Je älter er wird, desto mehr scheint er den Faden zu Realität zu verlieren. Kann nicht mehr entscheiden, was Gut und Böse oder was Richtig ist. Gibt nicht sich selbst die Schuld, sondern seinem Meister. Und so verstrickt er sich immer mehr in Anschuldigen, die Warthrop grob zurückweist, doch lässt er Will allein mit sich und je länger die Geschichte andauert, umso größer wird der Wahn des Lehrlings.
Er wird zu dem, was der Doktor aus ihm gemacht hat.
Die letzten drei Folianten, von Will Henry selbst geschrieben, offenbaren eine kränkelnde Seele, die immer weiter ins Dunkel abdriftet und durch das Misstrauen und die Heimlichtuerei des Doktors immer tiefer in seinen Strudel gezerrt wird.
Kurz blitzen immer wieder Szenen aus der Vergangenheit auf aus der Zeit, als Will Henry unfreiwillig als Lehrling aufgenommen wird. Doch diese Zeit verblasst bald und ist an Kapiteln nicht sehr häufig vertreten. Auch die Rückkehr Wills zu Pellinore Warthrop, Jahre nach den eigentlichen Geschehnissen, bildet mehr einen Rahmen, der einen verbitterten Schüler zeigt.
Die Haupthandlung spielt sich zu der Zeit ab, als die beiden das Ei bekamen, Will sich verliebt und es endlich zugibt, und die Monstrumologie kurz vor ihrem Ende steht.

Dieser Teil fokussiert sich stark auf die Charakterzeichnung und zerrt den Leser mit in den beginnenden Wahnsinn Will Henrys.
Dieser Jungen, den man im ersten Teil kennen lernte, wurde emotional im Stich gelassen und in eine harte Welt geworfen, der er nicht gewachsen war, auch wenn er es glaubte.
Das Buch ist düsterer als seine Vorgänger, doch ein besseres Ende der Reihe hätte man kaum schreiben können. Ein Happy End braucht hier niemand erwarten. Die Welt geht zugrunde und ist verloren.
Am Ende steht der Leser unschlüssig da, was er nun glauben soll und wem er die Schuld an allem geben soll, was passiert ist. Und ob man Will hätte retten können.