Rezension

Selection - Die Kronprinzessin // Kiera Cass

Selection 04 - Die Kronprinzessin
von Kiera Cass

Bewertet mit 3 Sternen

Warum sollte man als Autor aufhören, wenn man doch mit einer Reihe gerade den Reibach seines Lebens macht? Und wie macht man das, wenn man seine Reihe eigentlich als Trilogie angepriesen hat? Richtig! Man schließt die Trilogie an sich ab, schreibt dann allerdings einfach mit einer etwas abgewandelten Geschichte weiter. Dieses Erfolgsrezept nutzt auch Kiera Cass aus. Die Liebesgeschichte rund um Amercia und Maxon (und Aspen) hat in Der Erwählte sein Ende gefunden. America ist neue Königin von Illèa und das Casting ist vorbei. Doch nun startet ihre Tochter durch.

Eadlyn ist gerade einmal aus dem Gröbsten der Pubertät raus und doch lastet schon große Verantwortung auf ihren Schultern. Als erstgeborenes Kind von America und Maxon wird sie die zukünftige Königin von Illèa sein. Daher leitete sie gemeinsam mit ihrem Vater bereits jetzt die täglichen Geschäfte. Nach Abschaffung des Kastensystems hätte man meinen können, dass sich die politische Situation beruhigt hat. Doch neue Probleme treten auf: die älteren Einwohner kommen einfach nicht von ihrem Kastendenken weg.

Ein erneuter Bürgerkrieg droht. Und da erinnert sich das Königspaar daran, wie man schon früher die Gemüter im Volk beruhigt hat: man hat sie mit einem Casting erheitert. Daher soll nun auch Eadlyn ein solches durchführen und im Idealfall einen Mann finden, den sie sich als König an ihrer Seite vorstellen kann. Doch wenn Eadlyn eines nicht will, dann ist es, ihre Freiheit aufgeben zu müssen, um etwas vorzuspielen, das sie so nicht fühlt. Doch als Königin muss sie auch lernen, dass ihre persönlichen Gefühle, Gedanken und Wünsche immer mal wieder hinten an stehen.

Die Geschichte kommt einem also schon bekannt vor. Nur hat Frau Cass dieses Mal den Spieß umgedreht. Die Geschichte wird nicht mehr von einem Castingteilnehmer erzählt, sondern von Eadlyn, dem Mädchen, um das sich 35 Männer streiten sollen. Leider hat das nicht so gut funktioniert wie es das noch in Teil 1 bis 3 getan hat. Das lag an mehreren Punkten, die dann im Gesamtbild etwas holprig wirkten. Zum einen war es doch ungewöhnlich, in einer Dystopie mal auf der Seite der Reichen und Mächtigen zu stehen. Den Versuch sollte man allerdings durchaus würdigen, denn Kiera Cass wagte sich hiermit auf unerforschtes Terrain.

Allerdings scheint es doch seinen Grund zu haben, warum sämtliche Autoren den gegensätzlichen Weg wählen. Denn so ganz funktioniert hat es nicht. Die 35 Männer, die in den Palast kommen, um um Eadlyns Gunst zu werben, bleiben unglaublich blass. Es waren einfach so viele und durch den Aufbau der Geschichte kommt man mit ihnen immer nur kurz und episodenhaft in Berührung. Einzig und allein der ausländische Teilnehmer, der immer einen Übersetzer im Schlepptau hatte, blieb mir im Gedächnis. Somit bekommt man als Leser aber einfach nicht die Möglichkeit, sich einen eigenen Favoriten rauszusuchen. Eigentlich wird einem von der Autorin dieser bereits vorgegeben.

Schade war auch, dass die Charaktere, die man in den ersten drei Teilen so lieben gelernt hat, nun soviel erwachsener sind und damit kaum wiederzuerkennen. Sie spielen zwar noch eine Rolle im Geschehen, aber ich hätte sie kaum wiedererkannt. An den Rand der Geschichte gedrängt, kamen sie mir vor wie Lückenfüller und das notwendige Verbindungsglied.

Vom Schreibstil her, gilt das Gleiche wie schon bei den ersten Teilen. Die Geschichte ist sehr leicht und verständlich geschrieben. Kiera Cass spart sich sämtliches Schnick-Schnack und der dystopische Aspekt rückt im Vergleich zu den Vorgängern wieder in den Hintergrund. Der größte Knackpunkt an der Geschichte war aber das, was sich in einer Rezension immer so schwer beschreiben kann. Die eigentliche Geschichte aus den ersten drei Teilen war geprägt durch diesen Zauber, den man nicht in Worte fassen kann. Man tauchte in die Reihe ein und konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Und dieses Gefühl, dieser Zauber fehlte bei Die Kronprinzessin einfach vollkommen.

Die Selection-Reihe sollte eigentlich nach dem dritten Teil abgeschlossen sein. Hätte sich die Autorin da mal dran gehalten. Denn dieses Buch hätte es wirklich nicht gebraucht. Es ist zwar ganz nett zu Lesen, allerdings konnte ich keinen Mehrwert für die Reihe erkennen. Das Magische, das den Vorgängern anhaftete, ist komplett verschwunden und übrig geblieben ist lediglich ein Buch mit einem Haufen Ecken und Kanten. Selbst für Fans der Reihe kein unbedingtes Muss.

 

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