Rezension

Selection trifft auf Tribute von Panem...

Iron Flowers - Die Rebellinnen, 4 Audio-CDs - Tracy Banghart

Iron Flowers - Die Rebellinnen, 4 Audio-CDs
von Tracy Banghart

Bewertet mit 3 Sternen

Wahrscheinlich ist es langsam schwierig, eine Dystopie zu schreiben, die nicht schon einmal einzelne oder mehrere niedergeschriebene "Elemente" enthält. Bei Tracy Bangharts "Iron Flowers – Die Rebellinnen", dem Auftaktband einer neuen Reihe um die Schwestern Nomi und Serina Tessaro, die in einer frauenfeindlichen düsteren Welt leben, fühlte ich mich schon vom Klappentext her an "Selection" erinnert und dann im späteren Verlauf der Geschichte an "Die Tribute von Panem". Mich hatte die Geschichte dennoch interessiert aufgrund der ungwöhnlichen Widmung: die Autorin widmet ihr Werk sinngemäß allen Frauen, die Widerstand leisten. Zudem hatte mich das tolle und ungewöhnliche Cover angesprochen. Die Hörbuchausgabe ist gut gestaltet, die Sprecherinnen haben angenehme Stimmen. Da die Geschichte quasi immer abwechselnd kapitelweise aus Nomis und Serinas Sicht geschildert werden, muss man anfangs ein wenig aufpassen, wer nun gerade an der Reihe ist. Als die beiden Schwestern dann im Laufe der Geschichte getrennt werden und jede gleicham in einer anderen Welt lebt, ist jeweils sofort klar, wer erzählt.

Die Welt, die die Autorin entspinnt, ist düster und frauenfeindlich: Frauen sind dazu da, sich unterzuordnen, Kinder zu bekommen und zu arbeiten. Sie dürfen nicht widersprechen und ihnen wird keinerlei Bildung zuerkannt, im Gegenteil das Lesen oder Schreiben steht unter Strafandrohung.

Dies bekommt der Leser relativ schnell "mitgeteilt", ebenso weitere düstere Randumstände, wie drückende Armut, Arbeit in Fabriken und die Tatsache, dass der Herrscher dieses Staates alle drei Jahre unter den Mädchen seines Landes 3 "Graces" auswählt, deren Familien vermutlich dann gesellschaftlich aufsteigen (so genau lässt sich das Buch hierzu nicht aus). Zu diesem Zweck wurde die älteste Tessaro-Tochter Serina zeit ihres Lebens darauf vorbereitet, eine Grace zu werden. Sie lernt tanzen, sticken, musizieren und wird dazu erzogen, stets folgsam und gefügig zu sein. Anders als ihre jüngere Schwester Nomi, die immer rebellisch und wissbegierig ist und verbotener Weise auch Lesen kann.

Wenn man mal davon absieht, dass die gesellschaftlichen Umstände ohne große Erläuterung und auch nur häppchenweise präsentiert werden, lag für mich der Schwachpunkt in den beiden Protagonisten. Weder konnte ich mich mit der fügsamen Serina identifizieren, noch mit der aufmüpfigen Nomi, die so erschreckend naiv ist, dass sie sich und ihre ganze Familie in Lebensgefahr ist. Dass Nomi stets von Wutgefühlen und Trotz geleitet wird, macht sie weder symphatisch noch heldenhaft. Teils ist ihr Verhalten nur erschreckend dumm. Und die Konsequenzen ihres Handels tragisch. Da mich die Geschichte nicht wirklich überzeugt hat, werde ich wohl auch nicht den zweiten Teil lesen...