Rezension

seltsame Dorfgemeinschaft

Was man von hier aus sehen kann - Mariana Leky

Was man von hier aus sehen kann
von Mariana Leky

Das Cover hat mir gut gefallen. Es wird dominiert vom Titel. Ich finde es mal eine Abwechslung, dass die Wörter untereinander geschrieben sind. Und das Bild unterstreicht das Gefühl, hier ein etwas anderes Buch in Händen zu halten. Der Spruch auf der Rückseite "von der unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben" ist super. Obwohl man bei einigen Figuren in dem Buch ja daran zweifelt. Die Handlung dreht sich ja um einige Personen in einem Dorf aus dem Westerwald. Und ich muss sagen, ich konnte mir das Dorf mit diesen - doch etwas seltsamen Figuren- sehr gut vorstellen. Ich bin schon öfter durch den Westerwald gefahren und manche Dörfer an der Straße, kann ich mir gut als den beschriebenen Ort vorstellen. Kleine Dörfer, sie wirken oft etwas heruntergekommen bzw. so, als seien sie von der Weiterentwicklung ausgenommen worden. Die Häuser nicht so toll gepflegt bzw. einfach alte Gebäude. Aber auch das hat seinen Charme. Die hier vorgestellten Personen - Selma, Bauer Häubel, Esbeth, Palm, Friedhelm usw. - passen gut hierher. Und auch interessant ist es, dass hier Leute nur z.B. mit ihrem Beruf genannt werden: Optiker - Bürgermeister - Einzelhändler. Es passt aber gut in die Geschichte. Es ist eine verschlungene, interessante und gleichzeitig seltsame Story. Es ist eine Erzählung vom Leben der Luise. Sie ist die Enkeltochter von Selma. Sie lebt mit ihren Eltern im gleichen Haus wie ihre Großmutter. Als Kind hat sie ein traumatisches Erlebnis. Und es wird nach diesem Erlebnis sofort ein Sprung von einigen Jahren gemacht und Luise ist eine junge Frau. Aber wie es so ist im Dorf, hängen an ihrer Geschichte auch die ganzen Lebensgeschichten der anderen Bewohner. Es ist verwoben miteinander. Die gemeinsamen Erlebnisse prägen und begleiten die Menschen immer. Handlungen werden davon gesteuert. Man kennt sich eben und hält zusammen. Da wird sich auch den schwächeren Menschen angenommen und man akzeptiert die "Schrullen" der Anderen. Das Buch ist nicht einfach zu lesen, weil es so vielfälltig und angenehm anders ist. Der Leser wird aber sofort vom Geschehen vereinnahmt und wie ein unsichtbarer Beobachter ins Dorf aufgenommen. Es ist interessant diese Erlebnisse mitzumachen und zu begleiten. Es ist Leben pur. Mit all seinen schönen und negativen Seiten. Es kommt alles vor: Liebe, Tot, Selbstverwirklichung, Anteilnahmen - die ganze Bandbreite des Lebens. Man hat was zum Lachen und Staunen oder man trauert und liebt mit. Sogar der Hund Alaska wächst einem ans Herz. Es ist ein besonderes Buch für besondere Stunden. Ich habe es sehr gerne gelesen.