Rezension

Sensibel, spannend, aufschlussreich

Das Paradies der Armen - Suzanna Jansen

Das Paradies der Armen
von Suzanna Jansen

 

Ein Totenbildchen ist der Auslöser: beim Aufräumen des Dachbodens ihrer Eltern hält Suzanna Jansen das Totenbild einer ihr unbekannten Frau in der Hand. Dies sei Suzannas Urgroßmutter Helena, so die Auskunft ihrer Mutter Elisabeth. Ein Geheimnis umgibt ihre Familiengeschichte, es gibt Andeutungen, aber niemand scheint über genauere Kenntnisse zu verfügen. Und so beginnt Jansen, intensiver nachzuforschen.

Ihre Recherchen führen sie nach Veenhuizen, einer ehemaligen Armenkolonie bei Drenthe, im Norden der Niederlande. Johannes van den Bosch, Generalgouverneur von Niederländisch-Ostindien, gründete “ im Jahr 1823 die „Allgemeine Armenanstalt“ , damals umgeben von Moorgebiet, weit ab jeder Zivilisation. Er hatte große Pläne: Seine Absicht war, mit Hilfe eines neuen Konzeptes das Armutsproblem nicht nur einzudämmen, sondern es sogar auszurotten.

Welche Beziehung aber bestand zwischen Suzanna Jensens Vorfahren und der Armenanstalt? Wie waren sie dorthin gekommen?

Auf spannende Weise verfolgt die Autorin die Lebenswege von sechs Generationen ihrer Familie und ihrer engen Verbindung zu Veenhuizen. Sie versteht es wunderbar, Vergangenes lebendig und authentisch darzustellen.

Die Reise in die Vergangenheit ruft beim Leser intensive, bewegende Bilder hervor; denn Jansens einfühlsame Schilderungen der Einzelschicksale sind geprägt von sehr persönlichen Gedanken und echten Emotionen. Zusätzlich geben Fotos von Angehörigen, Zeitgenossen  und der Armenanstalt Eindrücke einer vergangenen Epoche wieder und verstärken die Impressionen.

Sensibel, aber nicht sentimental, thematisiert die Autorin das Problem der Armut, wobei sie es durch ihren ganz persönlichen Bezug erreicht, dass ein allgemeiner Sachverhalt, die Armut, hier direkt und intensiv miterlebt wird. War Veenhuizen eine Hilfe für ihre Familie oder überhaupt für arme Leute? War es ein „Paradies der Armen“?

Suzanna Jansen erhielt den „Holländischen Literaturpreis für Frauen“ für dieses Buch   -  für eine Geschichte, die noch lange nachwirkt und zum (Weiter-) Denken anregt.