Rezension

Sensibilisiert für bestehende Missstände

Geisterfahrer - Michael Opoczynski

Geisterfahrer
von Michael Opoczynski

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen nimmt sich der Probleme an, die Polizei und Gerichte nicht lösen können, da ihnen die Hände gebunden sind. In diesem Buch beschäftigt sie sich mit den Themen Schutzgelderpressung in italienischen Restaurants und damit, wie die Autolobby mit ihren Kunden umgeht.

Wichtig für dieses Buch ist es, dass der Leser alle seine Erwartungen an einen herkömmlichen Krimi bzw. Thriller über Bord wirft, um sich auf das Buch einlassen zu können. Bei dem Buch handelt es sich nicht um einen rasanten Thriller oder einen herkömmlichen Kriminalroman. Dieses Buch legt viel mehr den Finger in die Wunden unseres Systems. Es regt zum Nachdenken an. Nachdenken darüber, warum wir, die Gesellschaft, uns so vieles gefallen lassen, statt uns zu wehren.

Ich habe bis zur Hälfte des Buches gebraucht, um meine Erwartungen fallen zu lassen und mich auf das Buch einzulassen. Es war mein erstes Buch von Michael Opoczynski. Bei weiteren Büchern weiß ich, was mich erwartet, was das Lesen vereinfacht. Die Verbrecher werden nicht actionreich bekämpft und die Handlung baut sich erst allmählich auf. Der Autor treibt die Geschichte um beiden Verbrechen nur langsam voran. Immer wieder werden Anekdoten eingeflochten, in denen er schildert, was sonst noch in Schieflage geraten ist in unserem System. Ich denke, es hilft, wenn man sich als Leser auf einer Wellenlänge mit dem Autor befindet, wenn es um das Rechts- bzw. Unrechtsbewusstsein geht.

Die Erzählweise ist ein wenig umständlich. Es gibt Passagen darüber, wie die Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen zur Meinungsfindung gelangt. Die Dynamik der Gruppe wird dargestellt. Über Kleidungsstücke und Gewohnheiten werden die Charaktere verdeutlicht. Das nimmt Geschwindigkeit aus dem Buch und hin und wieder hatte ich den Eindruck, dass das Buch vor sich hinplätschert.

Aber das Buch behandelt wichtige Themen unserer Zeit. Es hat mich zum Nachdenken angeregt und Missstände verdeutlicht. Politische Krimis, die nicht reine Fiktion oder völlig überzogen unrealistisch sind, gibt es viel zu selten.  Ich werde die Serie auf jeden Fall weiterverfolgen.