Rezension

Setting im Setting, uferlose Dialoge und wenig Handlung

The Bone Season - Die Träumerin - Samantha Shannon

The Bone Season - Die Träumerin
von Samantha Shannon

Inhalt
................

Paige lebt in einer Zukunftsversion Großbritanniens. Die Regierung hat sich dazu entschlossen, andersartige Menschen zu verfolgen. Menschen mit besonderen Fähigkeiten, wie Paige. Paige verdient sich ihren Lebensunterhalt im Untergrund Londons. Die Syndikate schlagen Profit aus dem Verbotenen, denn was verboten ist, kann man sich teuer bezahlen lassen. Bis Paige eines Tages geschnappt und verschleppt wird. In eine völlig andere Stadt, mit völlig anderen Regeln...

Mein Eindruck
.....................................

Manchmal habe ich das Gefühl, es gibt Bücher, die machen es sich selbst schwer vom Leser gemocht zu werden. "The Bone Season" ist ein Paradebeispiel dafür. Erst einmal wird man mitten in eine komplizierte Weltgestaltung geworfen und dabei noch überschüttet mit Erklärungen über Erklärungen. Wenn man nach einiger Zeit das Gefühl hat durchzusteigen, zack, wird Paige in eine völlig neue Welt geworfen, die noch verwirrender ist. 

Doch nicht nur die Weltgestaltung allein trägt zu einem mäßigen Leseerlebnis bei. Auch Hauptperson Paige an sich ist kein einfacher Charakter. Mir kam sie sehr schwankend vor. Mal die starke Unnachgiebige, dann wieder völlig naiv und von Gefühlen geblendet. Für mich gab es bei ihr keine klare Linie. Ihren Gegenpart Warden fand ich an für sich vielversprechend. Stark, verschlossen, mit eigenen Geheimnissen. Seine Beziehung zu Paige aber war für mich nicht nachvollziehbar. Er legt sein gesamtes Schicksal in ihre Hände, ohne dass sie sich dieses Vertrauen je verdient hätte. 

Auch die Handlung ist sehr sprunghaft. Mal zieht es sich wie Kaugummi, dann wird auf einmal wieder Tempo vorgelegt und man hat kaum eine Ahnung, was eigentlich vor sich geht. Für meinen Geschmack hat die Autorin kein gesundes Erzähltempo gefunden. Viel zu oft übertreibt sie es einfach völlig mit ihren Beschreibungen. Die meisten Informationen erlangt man durch Dialoge - es ist einfach zu viel des Guten, wenn sich ellenlang lang nur über eine bestimmte Sache unterhalten wird. Vor allem soll dieser Dialog häufig nicht zur Handlung beitragen, sondern nur das komplizierte Setting erklären. 

Es dauert einfach zu lange, bis man als Leser im Buch ankommt. Und selbst dann bekommt man eine eher ungesunde irrationale Liebesgeschichte präsentiert. Obendrauf eine Heldin, die nicht ganz weiß, was sie eigentlich will. Mir fehlt da leider völlig das Interesse, die Reihe weiterzuverfolgen.

Fazit 
..................

"The Bone Season" ist ein Fall von eindeutig zu viel gewollt. Ich weiß nicht genau, was die Autorin mit ihrem Setting im Setting erreichen wollte, im Grunde hätte man den äußersten Rahmen auch weglassen können. Keine Ahnung, ob sie da noch Pläne in den Folgebänden hat. Als Leser ist es schwer sich in dieser Welt zurechtzufinden, und selbst als es so weit war, waren mir die Beziehungen und Handlungen einen Gang zu langsam und unlogisch. So sehr ich es zu schätzen weiß, wenn ein Autor für seine Geschichte weit ausholt, hier war es leider zu viel des Guten.