Rezension

Sex, Macht und Geld.

Die Erbin
von Simona Ahrnstedt

Bewertet mit 3.5 Sternen

Natalia De la Grip ist in jeder Hinsicht als privilegiert zu bezeichnen. Sie wurde in eine der reichsten Unternehmerfamilien Europas hinein geboren. Und dennoch musste - und WOLLTE - sie sich alles selbst erkämpfen. Denn in ihrer Familie beherrscht der Vater ein striktes Patriarchat. Frauen haben in einflussreichen Posten nichts verloren. Im krassen Gegensatz dazu steht David Hammar - ein ehemaliges Nichts, nun ein erfolgreicher Risikokapitalgeber. Sein Ziel ist es, Natalias Familie zu zerstören. Und dennoch lassen die beiden es zu, sich näher zu kommen. Zumindest für eine einzige Nacht, so dachten sie..

Ich muss ja sagen, ich bin mit gemischten Gefühlen an das Buch heran gegangen. Einerseits haben mich gewisse Thematiken immens gereizt - die Finanzwelt ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln und ich liebe es, in neue, unbekannte Welten einzutauchen. Auch Natalias feministischer Einzelkampf hatte für mich großes Potential. Und doch lauerte irgendwo im Nacken die Angst, dass das ganze zu sehr in Richtung tragische Liebesgeschichte abdriftet. Die Angst war dankenswerterweise unbegründet. Ahrnstedt schafft den Balanceakt zwischen Liebe und Handlung erstaunlich gut. (Auch wenn ich diese permanente unterschwellige Erotik - Komponente jetzt nicht gebraucht hätte. Ich hab auf den ersten hundert Seiten schon begriffen, dass die beiden scharf aufeinander sind, da brauch ich keinen permanent neu geschilderten "200er Puls" (was in meinen Augen eher Signal für'n Notarzt wäre, aber das nur nebenbei.))

Nicht wirklich gefallen haben mir dagegen die beiden Protagonisten. Sowohl Natalia als auch David waren wenig tiefgründiger als eine Pfütze. Wirklich gestört hat das jetzt nicht, weil es für die Geschichte einfach nicht wirklich notwendig war, da hätte man aber noch deutlich mehr heraus holen können. Vor allen Dingen die klaren Parallelen zwischen David und einem anderen wohlbekannten Protagonisten - Grey - gingen mir teilweise tierisch auf den Zeiger. Ich mochte das Original schon nicht, da will ich nicht permanent noch Abkupferungen um die Ohren geworfen bekommen.
Viel besser gefallen hat mir dagegen eine der wichtigeren Randfiguren - Asa. Die war durch ihre leicht angeknackste und dennoch völlig weltoffene Art einfach ein Highlight für sich. Bei der hatte man im Gegensatz zur Protagonistin auch nicht permanent das Gefühl, einen Teenager durchs Leben zu begleiten. Das hat für mich noch viel von der Geschichte gerettet.

"Die Erbin" ist seichte Unterhaltung, die man mag oder eben nicht. Für mich war es klares Mittelmaß - nett zu lesen, die Finanzaspekte fand ich spannend, es hätte deutlich schlimmer kommen können. Mehr aber halt auch nicht.