Rezension

Shakespearisches Endzeitdrama

Das Licht der letzten Tage - Emily St. John Mandel

Das Licht der letzten Tage
von Emily St. John Mandel

Das Licht der letzen Tage, reiht sich in die gehobene und fein erzählten Endzeitromanen ein und beginnt mit einem spektakulären Ende: Arthur Leander, seines Zeichens Schauspieler und Darsteller in dem Stück King Lear, stirbt auf der Bühne an einem Herzinfarkt. Das ganze Ensemble ist in Schock und in Trauer. Allerdings bleibt ihnen nicht lange genug Zeit zu Trauern, den kurz danach bricht weltweit die georgische Grippe aus und rafft beinahe die ganze Menschheit dahin.

 

Manchmal schaffe ich es eine Rezension in einem Stück zu schreiben, upzuloaden und mich den Kommentaren und Rezensionen der anderen Leser zu widmen. Bei diesem Werk war es anders. Ich hab es einmal gelesen, ich hab es ein zweites Mal gelesen, und für einen umtriebigen Buchhändler wie ich es bin, ist das schon ein besonderes Qualitätsmerkmal. Ich habe auch einige Rezensionen zum Werk gelesen. Ich hab auch ein paar Mal angefangen eine Rezension zu schreiben, aber nichts was ich auf Papier gebracht habe, kam diesem wahrlich orgiastischen Lesevergnügen, dass es mir bereitet hat, heran. Aber genug von mir und meinen Gefühlen und hin zum Werk.

 

Meine Rezension widmet sich heute einem Werk, dass der Produzent Scott Steindorff bereits erworben hat, der kanadischen Schriftstellerin Emily St. John Mandel, deren viertes Buch - Das Licht der letzten Tage - erstmal auf Deutsch erschienen ist. Derweil ist es das Einzige und falls sich der Piper Verlag nicht für eine weitere Übersetzung entscheiden wird, werden ihre weiteren Romane auf Englisch gelesen.

 

Dystopische Romane haben nach den -Tributen von Panem- den Buchhandel überschwemmt. Ich persönlich bin auch ein wenig gesättigt, was dieses Genre betrifft und umso mehr freut es mich, wenn ich über ausgezeichnete und anspruchsvolle Literatur stolpere und man für seine Mühe - die jährlichen Neuerscheinungen nach literarischen Leckerbissen zur durchforsten und eben jene zu finden. Falls es in Zukunft, also in fünfzig bis einhundert Jahren noch immer Bücher gibt, dann würde ich mir wünschen, dass dieses einmal zur klassischen Sciencefictionliteratur gehört. Die Chancen stehen bestimmt nicht schlecht, denn wenn man die unzähligen Rezensionen zu diesem Roman durchforstet, sind sie sehr gespalten. Den einen gefällt es ungemein, den anderen überhaupt gar nicht. Schuld daran trägt wohl auch die ein wenig missglückte Umschlaggestaltung, die wohl ein anderes Lesepublikum anspricht. Es wirkt insgesamt ein wenig feminin, und man erwartet sich wahrscheinlich auch eine ähnliche leicht dahinplätschernde Geschichte und am besten mit einer romantischen Liebesgeschichte. Den Leser meiner Rezensionen möchte ich an dieser Stelle warnen: Dem ist nicht so.

 

Mir hat dieser, mehrfach nominierte und mit Auszeichnungen überhäufte Roman deswegen so gut gefallen, weil er eben so herrlich unkonventionell erzählt ist und weil er eben nicht seicht dahinplätschert, sondern den Leser auch ein wenig fordert nachzudenken. Die Details und die shakespearischen Anspielungen sind omnipräsent. Der Roman sticht und beißt einem, um es mit den Worten Kafkas zu sagen. Wozu lesen wenn es nicht so wäre? Erzählt wird die Geschichte mehrer Charaktere und bedient sich zweier Perspektiven. Einmal kurz vor und dann 20 Jahre nach Ausbruch der Epidemie, der eben nur beinahe die ganze Menschheit zum Opfer gefallen ist. Allerdings ist jene nicht gänzlich verloren und so dreht es sich in dieser Erzählung nun auch um die Hoffnung. Die Hoffnung das dennoch alles gut ausgehen wird.