Rezension

Shinwa

Geistergeschichten aus Japan
von Lafcadio Hearn

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn man heute das Stichwort "Japan" zugeworfen bekommt, fallen einem Dinge ein wie Manga, Anime und Popkultur. Einen Zugang zur japanischen Geschichte oder Folklore findet man kaum. Benjamin Lacombe hat mit seinen bereits veröffentlichten Titeln bewiesen, dass er einen Riecher für das Außergewöhnliche hat. Kopflose Reiter, spukende Seelen und schauderhafte Erscheinungen würde man am ehesten in schottischen Schlössern suchen oder in alten mysteriösen Herrenhäusern, nicht in den ruhigen Tempeln Japans.

Der französische Illustrator hat sich nun dieses besondere Genre vorgenommen. Seine stimmungsvollen und düsteren Bilder unterstreichen die Texte von Lafcadio Hearn perfekt. Die klassischen Geistergeschichten lassen einem wohlige Schauer über den Rücken laufen. Fliegende verfluchte Köpfe, deren Körper man verstecken muss, um sie los zu werden. Ätherische Schneefrauen und Berge aus Totenschädeln. Menschliche Abgründe und Ängste liefern den Stoff für poetischen Grusel. Man kann sich kaum entscheiden, ob man erst in den Geschichten abtauchen soll oder ob man sich von Lacombes Bildern gefangen nehmen lässt.

Ein unvergleichlich schönes Buch, das jedes Sammlerherz höher schlagen lässt. Ich sehe mich noch viele weitere Stunden mit diesem Schatz verbringen, langsam Seite um Seite aufsaugend, mein Blick, der immer wieder an einem Detail hängen bleibt. Passagen laut vorlesen, auswendig lernen, verinnerlichen. Vielleicht jemanden ebenfalls daran teilhaben lassen und sich gemeinsam dieses Kribbeln im Nacken beschehren. So oder so, ein Buch, das ich nicht missen und jedem, der etwas wirklich Besonderes sucht, ans Herz legen möchte.

 

 

 

Kommentare

SaBineBe kommentierte am 28. März 2020 um 11:09

Das klingt richtig schön. Ist schon auf meiner Wunschliste gelandet.

Denise Körner kommentierte am 28. März 2020 um 15:25

Es ist absolut hinreißend! Man kann es gar nicht aus der Hand legen!!