Rezension

Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber ich mochte es sehr.

Wrong Number, Right Guy - Teagan Hunter

Wrong Number, Right Guy
von Teagan Hunter

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch startet mit einer relativen gedrückten Stimmung, die nach dieser einen Szene kaum noch im Buch zu finden ist.

Vorweg gesagt: Das Buch besteht aus vielen Textnachrichten. Wenn man solch ein Format für eine Geschichte nicht mag, greift man lieber zu einem anderen Buch. Ich persönlich mag solche Geschichten aber sehr gerne. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass zu Beginn - während der Kennlern- und Schreibphase, erstmal nicht so viel in der Geschichte passiert, außer, dass die Beiden eben fleißig Nachrichten austauschen.
Die Geschichte rund um Delia und Zach ist voller Humor und viel Witz. Außerdem ist die Sprache hier und da auch mal vulgärer. Wer sowas nicht mag, wird hier einfach nicht glücklich.

Meines Eindrucks nach, nimmt die Geschichte sich häufig selbst nicht ernst - auch auf Kosten von Logik (da wird dann eher der lustigere Lösungweg gewählt, als direkt auf den Punkt zu kommen und die Sache einfach und schnell zu regeln) - aber das ist völlig in Ordnung für mich. Es macht unheimlich viel Spaß Delia und Zach beim Kennenlernen zu begleiten und ich musste oft lachen, weil die Dialoge genau meinen Humor trafen.

So witzig die Geschichte auch ist - mir war sie zum Ende hin ein bisschen zu oberflächlich. Außerdem durfte mal wieder der Twist nicht fehlen, den eigentlich niemand brauchte. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso es immer Drama geben muss, auch, wenn es eigentlich gar nicht zur Geschichte passt. Zum Glück wird dieses hier aber recht kurz gehalten und klärt sich schnell auf.

Insgesamt hat mir das Lesen viel Spaß bereitet, aber durch die Oberflächlichkeit, kombiniert mit der Länge, hatte ich kurz vor Ende doch immer wieder Momente, in denen mir der Antrieb zum Lesen fehlte. Das Buch ist für meinen Geschmack zu lang für eine witzige, lockere Geschichte bzw. fehlt mir der packende Aspekt, um 360 Seiten zu lesen, wie zwei Personen witzige Dialoge führen und sich näher kennenlernen.

Außerdem wurde in der Übersetzung kein einziges Mal der Genitiv benutzt. Zumindest ist mir keiner aufgefallen, sondern nur ein Haufen Grammatikfehler, weil immer zum Dativ gegriffen wurde. Das hat mich irgendwann auch ein wenig gestört.

Zudem gibt es eine Situation, in der sich die beiden darüber unterhalten, dass sie aufs College geht und er meinte, sie hätte es vorher nie erwähnt, obwohl es ganz deutlich Gesprächsthema in einem ihrer Chats war und er sie sogar gefragt hat, ob sie nicht noch was für die Schule tun müsste, da sie mit dieser Aussage das Gespräch eröffnete.

Dennoch haben mir die Figuren im Großen und Ganzen ganz gut gefallen. Delia und Zach liefern sich einen lustigen Schlagabtausch nach dem anderen und auch Robbie - Zachs Mitbewohner - hat einen sehr amüsanten Auftritt. Zoé wird zum Ende hin noch minimal näher beleuchtet, man erfährt, dass sie Kunst im Hauptfach belegt - was sie mir leider nicht sympathischer macht. Zoé war für mich im Großteil der Geschichte leider ziemlich nervig. Das kommt bei den Freundinnen der Protagonistin allerdings häufig vor, also würde ich das nicht unbedingt kritisieren. Um sie wird es auch im zweiten Band gehen, den ich allerdings nicht lesen werde, da ich erstens nicht so richtig warm mit ihr geworden bin, aber auch weil ich die Art von Storyline überhaupt nicht ausstehen kann.

Im Großen und Ganzen bleiben die Figuren zwar ein wenig blass, man lernt nicht ihren kompletten Lebenslauf, oder jedes einzelne Detail von ihnen kennen, aber sie sind trotzdem sympathisch. Man lernt sie eher durch das Lesen, während ihre Geschichte passiert, kennen, als dass stumpf Fakten über sie aufgezählt werden, was sie irgendwie ziemlich liebenswürdig macht, weil man sie quasi im Geschehen kennenlernt und nicht vorgesagt bekommt, wie der Charakter einer Figur ist.
Eine Anmerkung am Rande: Ich glaube, dass das Buch auf Englisch noch besser ist. Einige Wortwitze sind nämlich ziemlich verloren gegangen, weil es auf Deutsch einfach grausig klingt, wenn man gewisse Sprichwörter oder Redensarten übernehmen möchte.

Fazit: Leser*innen und Liebhaber*innen von witzigen, lockerleichten College-Romances kann ich dieses Buch absolut empfehlen. Wer eine tiefgründige, emotionale Story sucht, ist hier allerdings an der falschen Adresse. Am besten liest man einfach mal in die Leseprobe rein, um zu sehen, ob man mit dieser Art von Humor überhaupt etwas anfangen kann. Teagan Hunter versteht es, ihre Figuren mit viel Witz und Charme sympathisch rüberzubringen - aber diese Art von Witz ist definitiv nicht Jedermanns Geschmack - und auch das Ziegenbaby konnte sie mit Abstand besser einbinden, als so manch andere Autorinnen. Klare Leseempfehlungen für diejenigen, die beim Lesen auch gerne mal Lachen und sich nicht von einer eher seichten, lockeren Geschichte abschrecken lassen.