Rezension

Sind wir bei "Wünsch Dir was?"

Wunschkynd -

Wunschkynd
von Anna Lena Diel

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Paare, ein gemeinsames Thema. Es geht zum einen um Paula und deren Mann Sören, die eine gemeinsame, inzwischen volljährige Tochter haben. Ihre Ehe ist etwas eingefahren, es läuft nicht mehr rund. Gleichzeitig geht es um ein anderes Paar, das in ihrer Nachbarschaft lebt: Beatrix und Robert. Nach außen hin, scheint alles perfekt zu sein, doch man merkt schnell, dass es hier ebenfalls unter der Oberfläche brodelt. Das gemeinsame Thema ist die Sehnsucht nach einem Wunschkind. Schauen wir noch etwas genauer hin:

Paula leidet unter Migräne. Sie hat deswegen viele Fehltage auf der Arbeit und wird letztlich in ihrem Job als Genetikingenieurin entlassen. Ein Wunschkind könnte vielleicht neuen Schwung in ihre eingefahrene Ehe bringen. Sowieso wurde der Plan eines zweiten Kindes immer wieder hinausgeschoben und nun möchte Paula unbedingt ein weiteres Kind. Allerdings eines, das nicht erblich vorbelastet ist durch ihre Migräneerkrankung. Sören verspürt dieses Kinderwunsch nicht in gleicher Weise. Spiegelverkehrt ist die Ausgangskonstellation beim anderen Paar: Hier ist es Robert, der gerne Nachwuchs hätte, aber er hat bestimmte Wunschvorstellungen, bei denen er ein wenig nachhelfen will. Beatrix ist dagegen. 

Paula bringt nun einen Stein ins Rollen, der ungeahnte Konsequenzen haben wird. Sie hat einen perfiden Plan, den sie in die Tat umsetzen will, doch wegen ihrer Kündigung läuft ihr die Zeit davon. Zudem ist sie auf die Komplizenschaft Roberts angewiesen, der dem Glück kinderloser Eltern bei ihrer Sehnsucht nach einem Kind etwas auf die Sprünge hilft. Und Robert widerum ist bei der Umsetzung seiner Pläne ebenfalls auf ihre Unterstützung angeiwesen. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Das Buch behandelt das Thema Kinderwunsch in all seinen Facetten: Zum Einen geht es bei beiden Paaren um eine unterschiedlich stark ausgeprägte Sehnsucht nach einem Kind allgemein. Zum Anderen geht es auch um die damit verbundene Kontroverse, ob man dabei in die Natur eingreifen darf und falls ja, inwiefern. Es geht um die Debatte der Vor- und Nachteile des sogenannten Genome Editing sowie um die Frage, wo dieses legimerweise angewendet werden darf und wo nicht. Beide Ebenen werden hier exzellent miteinander verknüpft: Die Autorin verbindet die Wissensvermittlung gekonnt mit einer fiktiven Geschichte, in der der normale Alltag infolge unterschiedlicher Vorstellung zur Frage "Wunschkynd: Ja oder nein?" aus den Fugen zu geraten droht. Hier wird ein immenser Spannungsbogen aufgebaut.

Die Geschichte fand ich sehr fesselnd, und ich konnte das Lesen kaum pausieren, da ich immer gleich wissen wollte, wie es weiter geht. Die Protagonisten sind sehr nachvollziehbar in ihrer Unterschiedlichkeit gezeichnet. Ihre Beziehungen untereinander verstricken sich immer mehr in einer Art Spinnennetz, bis zum Finale. Das ist brilliant gemacht.

Mir hat das Buch so manch Neues zur Thematik vermittelt, integriert in eine spannende Geschichte. Was will das Leserherz mehr?

Ich empfehle das Buch uneingeschränkt und freue mich auf weitere Werke der Autorin.