Rezension

Sind wir nicht alle ein bisschen... auf der Suche?

Swinging Village - Mark Jischinski

Swinging Village
von Mark Jischinski

Irgendwie habe ich ab und an diesen ganz besonderen Riecher, der mich schon am Cover eines Buches erkennen lässt, ob die Geschichte dahinter etwas ganz Besonderes bereit hält, oder ob es zu dieser „Von außen zwar sehr hübsch, aber von Inhalt weit weniger“- Fraktion gehört. Bei Swinging Village von Mark Jischinski hatte ich dieses „Das wird toll“- Gefühl eben auch und als ich gestern die letzte Seite dieses grandiosen Werks gelesen hatte, war ich mir absolut sicher: Nicht nur dieses Buch, sondern auch der Autor selbst, würde von nun an einen ganz besonderen Platz in meinem Leserherz einnehmen.

Inhaltsangabe:
Wie viel Rückzug brauchen wir, um der Reizüberflutung zu entgehen? Ändern wir uns selbst im Kern, wenn wir die Umstände ändern? Wo finden wir den ganz individuellen Sinn des Lebens, wenn an jeder Ecke Ablenkung und Verführung lauern? Erik Fink ist auf der Suche nach Lebenssinn und zieht sich in ein Haus auf dem Lande zurück. Er saniert es, lebt sich ein und merkt sehr schnell, dass man alte Gewohnheiten nur sehr schwer ablegt. Frauen, 20er-Jahre-Partys im »Swinging Village« und die Faszination der »Lost Generation« sind Verlockungen, denen er sich nicht entziehen kann. Ein Roman über die Suche nach dem Glück in einer Welt, die alles bietet, um die innere Leere zu füllen.

Die Hauptprotagonisten: ~VORSICHT SPOILER~

Erik Fink:
Erik Fink ist ein junger Mann in den vierzigern, der ein ziemlich baufälliges Haus in seinem neuen Heimatdorf kauft, um es zu sanieren. Er möchte eigentlich nur einen völligen Neubeginn und sucht den ultimativen Sinn in seinem Leben, ohne dabei eigentlich wirklich zu wissen, was er will...
Er umgibt sich mit Frauen und wird später „gezwungenermaßen“ Mitglied im „Village Twenty“...

Claudia Lorenz:
Claudia Lorenz ist die Enkelin der Verstorbenen deren Haus Erik kauft. Schnell schließen sie und Erik Bekanntschaft und für ihn wird sie flott zu seiner „Göttin der Nacht“, mit der er mehr will als nur nett plaudern...
Auch Claudia arbeitet im „Village Twenty“, dessen Idee sie mit ihrem verstorbenen Mann ins Leben gerufen hat. aber anders als alle anderen arbeitet sie zumeist in der vierten – einer ganz besonderen – Etage...

Theo (Nachname unbekannt):
Theo ist ein in die Jahre gekommener Handweker und Eriks bester Freund und hilft ihm mit ein paar zwielichtigen Gestalten, bei der Sanierung des Hauses. Er übernimmt so etwas, wie die Vaterrolle in Eriks Leben und ist immer für ihn da. Manchmal auch mit ein paar klugen Ratschlägen und Weisheiten....

Alois Brause:
Er ist Eriks Nachbar und besitzt einen Schlüssel für das sanierbedürftige Haus, den er für Notfälle noch von der Vorbesitzerin hatte. So steht er regelmäßig unangekündigt einfach so in Eriks Haus, um ihm - so scheint es – auf den ersten Blick mit völlig banalen Nichtigkeiten zu nerven. Aber er hilft Eric Anfangs auch viel und wird vermutlich mehr ungewollt zu einem sehr guten Freund, der ebenfalls im „Village Twenty“ ein und ausgeht...

Bernd und Bettina Bruns:
Diese beiden schmeißen das „Village Twenty“, als eingespieltes Team. Während Bettina den ganzen Bürokrempel erledigt, organisiert, plant und feiert Bernd die 20er Jahre Partys. Auch die altbekannte Dorfkneipe ist unter den Fittichen der Beiden. Auf Außenstehende wirken sie sehr engstirnig, haben aber im Grunde ein gutes Herz.

Juliane (Nachname unbekannt):
Juliane ist eine junge Frau, die Erik auf einem spätabendlichen Sparziergang kennen lernt. Sie wirkt ein bisschen seltsam, lässt augenscheinlich aber nichts anbrennen. Für Erik ist sie der Typ Frau, den man getrost als „Durchschnitt“ betiteln kann, die aber dennoch irgendetwas an sich hat. Sie arbeitet als Tänzerin im „Village Twenty“ und hat einen Sohn namens Tom...

Tom (Nachname unbekannt):
Tom ist der Sohn von Juliane und zu Beginn elf Jahre alt und ein ziemlich neunmalkluger Junge, weswegen er von Erik auch A....loch Tom (kurz: A-Tom) genannt wird. Anfangs kann aber auch er Erik absolut nichts abgewinnen. Erst zum Ende hin erkennen die Beiden, dass sie wohl doch so einiges voneinander lernen können...

Meine Meinung:
Schon bevor ich Swinging Village zur Hand nehmen durfte, sah ich mir Mark Jischinski in einem YouTube – Video an, in dem er aus seinem Buch „Ironie“, die Kurzgeschichte „Bürgernähe“ ließt... ich kann nur sagen: Schmunzeln und dann und wann ein breites Grinsen zwecks der Ironie waren vorprogrammiert...
Hatte ich mich zuvor ohnehin schon riesig auf mein erstes Buch des Autors gefreut, war meine nach dieser anderen Art von Vorgeschmack überhaupt nicht mehr zu bremsen. Und mein Bauchgefühl sollte bis zum Schluss recht behalten...
Mark Jischinski ist für mich ein Schreiberling allererster Güte, der seinen ganz eigenen Charme, Witz und einen Kochtopf voll purer Ironie so gekonnt in seine Geschichten einbringt, wie kein Zweiter das jemals vermag.
Die Gedanken unseres Hauptprotagonisten Erik Fink, sind so amüsant und dessen Vergleiche für seine Mitmenschen so kreativ, dass ich ihn unglaublich schnell ins Herz geschlossen habe. Manches Mal tat er mir sogar richtgehend leid. Da wollte er nur ganz in Ruhe an seinem Häuschen bauen und alle um ihn herum gingen ihm mehr als nur auf den Keks. Zugegeben: Die ein oder andere Lebensart, die er pflegte, sollte ich wohl nicht ganz nachvollziehen können, aber das musste ich auch nicht, denn im Grunde war Erik eben nur eines: Ein Mann... ein Mann, der einen Neuanfang wollte, ein Haus kaufte, nach dem Sinn des Lebens suchte und ein ganzes Dorf dazubekam.
Die Wirrungen und Verstrickungen derren Erik in seinem Leben danach so ausgesetzt ist, haben mich nicht selten zu einem belustigtem „Waaaaas???“, verleitet und meine Mundwinkel zogen sich schon wie automatisch nach oben und blieben eine lange, sehr lange Zeit an Ort und Stelle.
Nur zum Ende hin wechselten sie die Richtung und es trieb mir schon die Tränen in die Augen... denn dass Leben verspottet einen eben doch des Öfteren und ist an Ironie nicht zu überbieten...

Mein abschließendes Fazit:
Ein Feuer - und Kunstwerk der Ironie und der >vielleicht< Beantwortung auf diese eine Frage, die uns alle ein Leben lang begleitet... <3 <3 <3