Rezension

Sinn und Sinnlichkeit rund um die Entstehung des Buches

Papyrus -

Papyrus
von Irene Vallejo

Bewertet mit 5 Sternen

Unterhaltsam, informativ, begeisternd.

Ein Must-Read für alle, die von Bücherregalen magisch angezogen werden, die dem Duft eines neuen Buches nicht widerstehen können, die sich in Bibliotheken, Bücherläden, Antiquariaten wie zuhause fühlen, die manchmal ganz ehrfürchtig werden vor den Gedanken, die sich jedem von uns neu und anders unter Buchdeckeln offenbaren und so um die Welt gehen. Ein Buch für Bücherliebende. Nicht zuletzt aufgrund der tollen Gestaltung des Diogenes-Verlag, der sich hier wirklich selbst übertroffen hat. Seidene Seiten, goldschimmernde Prägungen, ein edles Cover - ein Schatz für jedes Bücherregal.

Man muss allerdings gewillt sein, mit dem Buch auf Reisen zu gehen, denn dieses Sachbuch beansprucht mehr als 700 Seiten für sich. Irene Vallejo verfolgt in "Papyrus" die Entwicklung des Buches von den ersten Schriftzeichen an, von der Bibliothek in Alexandria bis zum Untergang des römischen Reichs. Und das ist vielleicht das einzige kleine Manko, denn der deutsche Untertitel ist ein wenig irreführend gewählt. Nicht die "Geschichte der Welt in Büchern" wird hier beschrieben, sondern wie der Untertitel im spanischen Original treffender formuliert "La invención de los libros en el mundo antiguo": die Erfindung des Buches in der Antike. Es geht um den bahnbrechenden Wandel in der Menschheitsgeschichte, Gedanken und Informationen nicht länger nur mündlich weiterzugeben, sondern sie schriftlich festzuhalten, zu vervielfältigen, zu konservieren, teilweise für Jahrtausende. 

Dass die Erfindung des Buchs für Vallejo ein Highlight der Weltgeschichte war, wird auf jeder Seite deutlich. "Papyrus" informiert, stellt Zusammenhänge her, sammelt Fakten, zieht Vergleiche zur gegenwärtigen Popkultur und aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. In erster Linie jedoch ist es seine Absicht zu begeistern, mitzureißen, die Ehrfurcht und Leidenschaft der Autorin gegenüber dem geschrieben Wort auch den Lesenden zu vermitteln und das gelingt ganz wunderbar. Kein Buch, das einen chronologisch von A nach B bringt, sondern eins, dass ein Netz spinnt zwischen den Zeiten und zwischen zahlreichen geschriebenen Seiten, die noch heute überall auf der Welt die Menschen für sich begeistern.