Rezension

Sinnlich, kulinarisch, verführerisch!

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

Die junge Rika lebt in Tokio, wo sie als Journalistin arbeitet. Fasziniert von der vermeintlichen Serienmörderin Manako Kajii, welche ihre Opfer - allesamt Männer - mit Essen und ihren Kochkünsten betört und umgebracht haben soll, möchte Rika unbedingt ein Interview mit dieser veröffentlichen.  Manako Kajii stimmt zu, allerdings unter der Bedingung,  dass die beiden ausschließlich über Manakos Kochkünste sprechen. 

Asako Yuzukis Buch hat bei mir voll eingeschlagen. "Butter" ist für mich ein ganz großes Highlight! Ich kann mich an kein Buch erinnern, dass mir so große Lust aufs Essen, insbesondere auf den Geschmack von Butter, gemacht hat. Asako Yusuki hat mich mit ihren Worten verführt, geradezu eingekocht. Es war nur schwer mich ihnen zu entziehen.
"Butter" ist ein sehr kulinarisches Meisterwerk, sehr intensiv, eindringlich und sinnlich. "Butter: ist aber auch ein gesellschaftskritisches Buch. Es geht um japanische Rollenbilder, insbesondere darum wie Frauen in Japan sein zu haben. Es geht um Stellenwerte - berufliche Ambitionen und Kinderwunsch - und es geht um Schönheitsideale.

"Von Japanerinnen wird verlangt, geduldig, fleißig und leidensfähig zu sein und sich zugleich weiblich, nachsichtig und fürsorglich gegenüber Männern zu verhalten. ... Wir werden niemals frei sein."

(Zitat aus Butter, Seite 127)

Asako Yuzuki zeigt uns drei unterschiedliche Frauenbilder. Da ist zum einen Manako Kajii,  die eigentlich überhaupt nicht in das Bild der "japanischen Frau" passt. Manako beschreibt sich als nicht besonders hübsch und dazu übergewichtig. Und dennoch hat Manako es geschafft Männer zu umgarnen und zu verführen.
Dann erleben wir Rikas beste Freundin Reiko, die zugunsten des Kinderwunsches und auch für ihren Ehemann,  ihren Beruf aufgegeben hat und seit dem verbissen für dieses Ziel, ein Kind zu bekommen, lebt und ihren Mann umsorgt. Sie führt sozusagen ein Leben zwischen Haushalt und Kinderwunschklinik.
In der Mitte steht Rika, die versucht als Frau beruflich aufzusteigen und in einer sehr lockeren, offen wirkenden Beziehung mit einem Mann lebt. Während für Manako Essen gleichbedeutend mit Lebensfreude ist, und Freundin Reiku gerne für Ihren Mann am Herd steht, ist für Rika das Essen eher Mittel zum Zweck. Rika kann nicht kochen, sie hat weder die notwendige Ausstattung,  noch die Zeit dazu. Und außerdem kämpft Rika immerzu mit ihrem Gewicht. Sir wird mit ihren 1,60 Metern Körpergröße und 55 kg als zu dick von der Gesellschaft angesehen. Und auch ihr Partner weist sie immer wieder darauf hin, sich nicht so gehen zu lassen. Umso schöner habe ich Rikas Entwicklung empfunden, ihren Weg in ein selbstbestimmtes Leben, befreit von den auferlegten gesellschaftlichen Zwängen. Den Weg,  den sie durch Manako Kajji und ihre kulinarischen Gaumenfreuden eingeschlagen hat.

"Übrigens bin ich von Margarine auf Butter umgestiegen ... Ich habe sechs Kilo zugenommen ... und meine Wertvorstellungen haben sich verändert."

(Zitat aus Butter, Seite 136 ff.)

Eigentlich habe ich jetzt schon viel zu viel verraten. Am besten lässt du dich selber von Manako verführen. Von mir gibt's eine absolute Leseempfehlung für dieses grandiose Meisterwerk!

Fazit:

Betörend, sinnlich, kulinarisch, verführerisch!  "Butter" ist ein intensives,  eindringliches, sehr gesellschaftskritisches Buch. Asako Yuzuki portraitiert die Rolle der Frau in Japan; sie kritisiert, zeigt aber auch Auswege.

Für mich ist "Butter" ein ganz großes Highlight, das ich dir unbedingt empfehle!