Rezension

"Skalpelltanz" von Jenny Milewski

Skalpelltanz - Jenny Milewski

Skalpelltanz
von Jenny Milewski

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung
Als ich die Inhaltsangabe zu diesem Buch gelesen habe, wusste ich eigentlich mal so gar nicht, auf was das alles hinausläuft. Das hätte sowohl in die Richtung eines richtig guten Thrillers laufen können, aber auch auf Aliens, die Besitz vom Menschen ergreifen. Und jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, war es irgendwie ein bisschen von allem. Also nicht unbedingt Aliens, aber doch ein wenig übernatürlich.
Der Einstieg ins Buch ist mir etwas schwer gefallen. Der Leser lernt zunächst einmal den Protagonisten Jonas Lerman kennen, ein zwischenzeitlich doch recht bekannter Autor von blutigen und brutalen Thrillern. Mit seinem ersten Buch, das den Titel "Skalpelltanz" trägt, ist ihm der Durchbruch gelungen. In den meisten seiner Büchern geht es um Carl Cederfeld, einen Chirurgen auf Abwegen. Dessen liebstes Hobby ist nämlich das Entführen und Abschlachten von jungen Mädchen.

Den ersten Kontakt mit Jonas hat der Leser an einem Abend, an dem Jonas mit zwei anderen Autoren auf einer Lesung ist. Dabei kam er mir unglaublich unsympathisch vor, weil er an seinen Kollegen kein gutes Wort lässt, während er sein Geschreibsel für ein Geschenk Gottes hält. Außerdem scheint er auch wenig bis gar keine Achtung vor seinen eigenen Fans zu haben. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, sucht sich Jonas scheinbar bei jeder Lesung einen seiner weiblichen Fans aus, um mit ihr die Nacht zu verbringen und sie am nächsten Morgen ungegrüßt sitzen zu lassen. Ich konnte ihn gleich mal nicht leiden.
Das Buch kommt etwas lahm in Gang. Die ersten 150 Seiten passiert wenig bis gar nichts. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass Jonas Lerman in einer Schreibkrise steckt, sein Verleger ihm im Nacken sitzt, da er ein neues Buch zur Weihnachtszeit veröffentlichen will. Erst nach einer langen Phase von Belanglosigkeiten nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Plötzlich geschehen Dinge, die eigentlich ganz unmöglich sind, denn es passieren Dinge, begangen von jemanden, den Jonas doch eigentlich nur erfunden hat. Da dacht ich dann noch, dass vielleicht ein irrer Fan sich die Bücher als Vorlage für seine eigene grausame Phantasie genommen hat.
Jenny Milewskis Schreibstil hat dazu beigetragen, dass sich die Geschichte relativ locker lesen lässt, ohne große Ausbrüche. An manchen Stellen hat die Autorin allerdings darauf verzichtet, große Ausfürhungen zu machen und hat stattdessen die Interpretation dem Leser überlassen. Das ist an sich nicht schlecht, aber bei der Aufklärung in einem Thriller hat mich das dann doch ein wenig gestört. Im Übrigen hat Jenny Milewski einen sehr plastischen Schreibstil, vor allem, was die Tötungsszenen abgeht. Wer nicht so auf Brutalität, Tod und Schmerz steht, der ist hier eventuell falsch. 
Gut gefallen hat mir, dass auszugsweise das Buch von Jonas Lerman im Buch selbst dargestellt wird. Allerdings fand ich das stellenweise viel spannender als die eigentliche Geschichte. Man liest also quasi das Buch im Buch. War definitiv interessant und vor allem auch gut gemacht

Als die Geschichte dann endlich in Schwung kam, hat mich das Buch dann auch wirklich in seinen Bann gezogen. Die Idee mit dem Killer, der wie eine Romanfigur auftritt, ist jetzt nicht unglaublich neu, aber kann gut gemacht sein. Es ist dann doch noch ganz spannend geworden und endlich konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der Verlauf hat mir eigentlich ganz gut gefallen, nur das Ende war so gar nicht nach meinem Geschmack. Da ich hier nicht spoilern will und andernfalls zuviel verraten würde, nur soviel: die Auflösung der Geschichte hat mir nicht so ganz gefallen, da sie für mich einfach zu konstruiert rüberkam.

Mein Fazit
"Skalpelltanz" weist eine tolle Idee auf und Jenny Milewskis Schreibstil mitsamt dem "Buch im Buch" empfand ich als sehr angenehm und mitreissend. Und obwohl die Geschichte einige Zeit braucht, um in Gang zu kommen, der Protagonist mir absolut unsympathisch war und das Ende auch nicht so war, wie ich es mir gewünscht hätte, handelt es sich bei dem Buch doch um ein durchaus ansehliches Debüt der Autorin.