Rezension

Skurril und witzig

Die Analphabetin, die rechnen konnte - Jonas Jonasson

Die Analphabetin, die rechnen konnte
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Analphabetin im Soweto der Siebzigerjahre aufwächst und eines Tages mit dem schwedischen König und dem Ministerpräsidenten des Landes in einem Lieferwagen sitzt, liegt bei eins zu fünfundvierzig Milliarden siebenhundertsechsundsechzig Millionen zweihundertzwölftausendachthundertzehn. Und zwar nach den Berechnungen eben dieser Analphabetin.“

Statistisch gesehen hätte die junge Nombeko vermutlich nicht mal die Chance gehabt, jemals aus ihrem Armutsviertel herauszukommen, in dem sie schon als Fünfjährige anfangen muss, täglich mit dem Schleppen und Leeren von Latrinentonnen Geld fürs Überleben zu verdienen. An einen Schulbesuch ist nicht zu denken, aber Nombeko ist mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz und einer angeborenen Gabe, die ihr die kompliziertesten mathematischen Zusammenhänge so leicht erscheinen lässt, wie anderen Menschen nur das Addieren im Zahlenraum von 1-10, ausgestattet.

Die Geschichte, wie sie es schafft, nicht nur den Latrinentonnen den Rücken kehren zu können, sondern mit einer Mischung aus Glück, Verstand, Wagemut und hin und wieder auch Skrupellosigkeit zu einigem Reichtum zu kommen und sich in höchsten politischen und Adelskreisen zu bewegen, ist absolut skurril. Dazu kommen einige sehr ungewöhnliche Charaktere, viele prominente und bekannte Namen und eine Anhäufung wirklich abstruser Zufälle, die nicht immer positiv sind und Nombeko auf ihrem Weg einige Steine in den Weg legen. Entschuldigung, ich meinte nicht Steine, sondern Atombomben…

Ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt. Das Buch war witzig und brachte wieder eine tolle Kombination aus Absurditäten und Weltgeschichte. Die Respektlosigkeit, mit der die „Putzfrau“ jeglichen Staatsoberhäuptern begegnet und immer noch ein bisschen schlauer ist als der beste Geheimdienst, ist erfrischend. Und die Tatsache, dass sie das Ganze nicht nur überlebt, sondern letztlich als Siegerin daraus hervorgeht, ist zwar völlig unrealistisch, aber mal ehrlich: Wenn es sowas gäbe, das wäre schon schön!

Man muss skandinavische Romane mögen, das ist klar. Aber wer schon immer mal lesen wollte, wie ein Mossad-Agent versuchen muss, Shimon Peres zu erklären, wieso er zehn Kilo Antilopenfleisch statt einer Atombombe erhalten hat, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. :-)

Kommentare

Karithana kommentierte am 01. März 2014 um 15:34

Danke für deine Rezension. Ich fand den 100-jährigem schon sehr gut. Bisher ist mir das Buch nur von wenigen Leuten empfohlen, die sonst nicht das gleiche lesen wie ich. Aber hier sind ja überwiegend richtige Leseratten :-)

Manu66 kommentierte am 01. März 2014 um 15:51

Wenn ich zur Erhöhung deines SuBs beitragen konnte, freut mich das sehr ;-)