Rezension

skurril und wunderlich

Töte mich - Amélie Nothomb

Töte mich
von Amélie Nothomb

Bewertet mit 3 Sternen

Kurz und gut. Die Schrift ist groß, die Seitenzahl überschaubar, das Lesevergnügen dauert nur wenige Stunden. Die Handlung an sich wirkt von Beginn an konstruiert. Außerdem gelingt es der Autorin nicht so recht, das eigentliche Handlungsgeschehen geschmeidig mit den kleineren Nebenschauplätzen zu verbinden. Der Lesefluss kommt daher bisweilen ins Stocken. Schauplatz und Handelnde fallen irgendwie aus der Zeit. Das Geschehen an sich hätte überall und schier in jeder Epoche spielen können, von Autos und Pistolen einmal abgesehen.

Graf Neville, sachlich, abgeklärt, nicht gern Gefühle zeigend ist der unfreiwillige Hauptakteur. Familiäre Dinge werden nicht nach außen getragen. Fast ebenso mechanisch wie Neville wirken die anderen Beteiligten. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, als stünden sie sich selbst nicht wirklich nah. Und so blieben auch mir die Handelnden fremd.

Der Graf lässt seiner Tochter die Zeit und Freiheit zu pubertieren, was sich einerseits als Nachteil, andererseits sogar als ursächlicher Fehler erweist, wenn man der Wahrsagerin Glauben schenkt. Ihrer ungeheuerlichen Prophezeiung kann sich auch der Leser nicht entziehen. Man kann nicht mehr frei handeln, wenn man die vermeintliche Zukunft kennt und das Bevorstehende mit aller Macht abzuwenden versucht. Neue Verwicklungen werden so heraufbeschworen, die vielleicht alles noch viel schlimmer machen.

Die inhaltliche Güte der Lektüre liegt im Ermessen jedes einzelnen Lesers. Mir persönlich fehlte jegliche Aussagekraft oder Message außer vielleicht dem Sprichwort „und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ ein literarisches Denkmal zu setzen. Diese Intention allerdings halte ich für unwahrscheinlich. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her gesehen, ist das Buch entweder viel zu kurz oder eben ein wenig zu teuer.