Rezension

Skurril wie bisher und doch ein kleines bisschen Liebe

Die Spiegelreisende - Christelle Dabos

Die Spiegelreisende
von Christelle Dabos

Bewertet mit 5 Sternen

Auch der 3. Teil rund um die Spiegelreisende bleibt sich seinen Prinzipien treu: Skurrilitäten, Intrigen und nun doch ein kleines bisschen Liebe.

Gemeinsam mit Ophelia bleibt man als Leser weiterhin sowohl Thorn als auch Gott auf den Fersen. Dabei verschlägt es die junge Ophelia auf eine weitere Arche – Babel – die ihren Geschwisterarchen in Punkto eigenartige Gepflogenheiten und seltsame Bewohner in nichts nachsteht. Während die Bürger Babels ein Ebenbild der Tugendhaftigkeit zu sein scheinen, wird das alltägliche Leben von sogenannten Automaten geregelt. Eine Art künstliche Intelligenz, verpackt in allerlei humanoiden Robotern, die bei genaueren Nachfragen aber gar nicht so intelligent zu sein scheinen und unserer Protagonisten das Leben wahrlich nicht leichter machen.

Aber auch auf Babel trifft Ophelia auf eine Reihe skurriler Gestalten, zwielichtiger Kontrahenten und zum Glück loyalen Freunden, die den dritten Band nicht weniger bittersüß und spannend gestalten, als seine beiden Vorgänger. Hinzu kommt aber zum ersten Mal eine weitere Perspektive: die von Berenildes kleiner Tochter. Zugegeben, zu Beginn des ersten Kapitels aus ihrer Sicht war ich etwas verwirrt, da nirgends auf den Perspektivenwechsel verwiesen wird. Man kommt aber doch relativ fix dahinter und erhält meiner Meinung nach einen sehr wichtigen Einblick in bisher verborgene Vorgänge, die die ganze Geschichte in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Dennoch kann ich mir durchaus vorstellen, dass die hier nun doch stärker aufblühende Liebe zwischen Thorn und Ophelia für manche Fans einen bitteren Beigeschmack hat, war doch das Fehlen ebendieser gerade im ersten Band eine der besonderen Eigenschaft dieser Geschichte. Aber auch wenn sich Ophelias Gefühle für Thorn zu einer der treibenden Kräfte für ihr Handeln entwickelt haben, so ist es dennoch keine typisch schmachtende Romantasy. Ophelia sehnt sich nämlich nicht alle zehn Seiten nach Thorns starken Armen oder verliert sich in rosaroten Tagträumereien. Sie bleibt die gleiche starke und intelligente Persönlichkeit, die sie im Laufe der ersten beiden Bücher geworden ist. Gerade das lässt die Beziehung zwischen Ophelia und Thorn so viel erwachsener und reifer, aber auch flüchtiger und dadurch so viel zerbrechlicher wirken. Die Beziehung zwischen Ophelia und Thorn hat sich zu einer meiner allerliebsten Liebesgeschichten entwickelt.

 

Fazit

Eine wirklich gelungene Fortsetzung, die den Leser auf eine neue Arche entführt, die nicht weniger skurril als ihre Vorgänger ist. Allein die aufblühende Liebesgeschichte könnte den ein oder anderen Leser abschrecken, dem das Fehlen eben jener bisher so zugesagt hat. Ich persönlich freue mich allerdings wahnsinnig auf Band 4!