Rezension

Skurrile Lovestory

Plötzlich Shakespeare - David Safier

Plötzlich Shakespeare
von David Safier

Bewertet mit 4 Sternen

Schräg. Total absurd, klischeehaft, irre humorvoll und, wie bereits in der Warnung des Autors angekündigt, in historischer Hinsicht beeindruckend unfundiert. In lockerem und flüssigem Schreibstil erzählt David Safier eine schräge Liebesgeschichte, die trotz witziger und skurriler Handlung, zum Nachdenken anregt.

Der Roman beginnt recht frustrierend, denn man schlüpft in die Haut der Hauptprotagonistin Rosa, die gerade eine schwere Krise zu bewältigen hat. Denn Rosas große Liebe Jan lädt zur Hochzeit ein und Rosa stellt sich die Fragen, die sich verschmähte Frauen in solchen Situationen wohl immer stellen. Doch, dank den absolut ehrlichen Einschätzungen von Holgi, der hier als Rosas bester Freund eigentlich treu an ihrer Seite stehen sollte, fällt das alte "Was hat sie, was ich nicht habe" Spiel, nicht gerade zu Rosas Gunsten aus. In diesem Moment hat man sich bereits mit der Ich-Perspektive angefreundet und könnte dem viel zu ehrlichen Holgi mit Genuss den Hals umdrehen. Denn es gibt einfach Dinge, die man auch von seinen besten Freunden nicht hören möchte.

Obwohl Rosa ein wandelndes Klischee ist, wirkt sie sympathisch und lebendig. Dadurch fällt es nicht schwer in ihre Haut zu schlüpfen. Auch bei diesem Buch überrascht der Autor wieder dadurch, die weiblichen Gedankengänge witzig und glaubhaft an den Leser zu bringen. Denn davon, dass Männer doch angeblich ihre Schwierigkeiten mit der weiblichen Denkweise haben, merkt man in diesem Roman nichts.

Sobald Rosas Geist in Shakespeares Körper erwacht, wird die Geschichte richtig schräg. Denn dann teilen sich zwei Seelen, die zunächst nicht unterschiedlicher sein könnten, einen Körper. Um genau zu sein - einen männlichen, ungewaschenen Körper mit stinkenden Füßen! Für Rosa tun sich nun wirkliche Abgründe auf, denn sie hat ja keine Ahnung von den Gepflogenheiten der damaligen Zeit und lässt deshalb kein Fettnäpfchen aus. Dass sie die Queen höchstpersönlich bei einer ihrer Sitzungen auf dem Donnerbalken stört, lässt sie in der königlichen Gunst nicht gerade aufsteigen. Doch auch die eigenen körperlichen Bedürfnisse fordern ihr einiges ab, denn wie entleert man denn bitte seine Blase, wenn man plötzlich ein Glied mehr am Unterleib hat? Das unbekannte Ding mit den Händen zu berühren, kommt jedenfalls nicht in Frage! Dass es auch noch ein Eigenleben entwickelt, als eine junge Frau um ihre Entjungferung fleht, macht die Sache auch nicht besser.

Die beiden Seelen, die sich gezwungenermaßen einen Körper teilen, liefern sich humorvolle Wortgefechte. Denn mit Entsetzen beobachtet Shakespeare, wie Rosa sein Leben in ein Trümmerfeld verwandelt und seinen Ruf ruiniert. Doch die beiden müssen miteinander auskommen, damit Rosa ihre wahre Liebe finden kann. Denn nur dann kann sie in ihren eigenen Körper zurückkehren. Bis dahin geraten die beiden allerdings von einer kuriosen Situation zur nächsten.

Fazit:

Sicher handelt es sich bei diesem Buch um keine besonders anspruchsvolle Lektüre, doch das hatte ich auch gar nicht erwartet. Der humorvolle Schlagabtausch der beiden Hauptprotagonisten und die völlig absurden Situationen machen das Buch zu einem schrägen Lesegenuß. Durch den lockeren Schreibstil fliegt man über die Seiten und kommt viel zu schnell zum Ende der skurrilen Lovestory.
Bei meiner abschließenden Bewertung habe ich lange geschwankt. Denn leider hat das Buch, trotz meiner Begeisterung, auch einigen Stellen, die etwas langatmig wirken. "Jesus liebt mich" hat mir da deutlich besser gefallen. Nach längeren Überlegungen vergebe ich dennoch vier von fünf Bewertungssternen.