Rezension

Skurrile Männeridylle

Elchscheiße - Lars Simon

Elchscheiße
von Lars Simon

Bewertet mit 3 Sternen

Mal was Anderes: ein Mann schreibt ein Buch über Schweden! Sonst sind es ja immer weibliche Autoren, die über Frauen schreiben, die sich in roten Häuschen in romantischer Landschaft in nordische Männer verlieben. Diesmal ist es ein männlicher Autor, der über einen Mann schreibt, der von Deutschland nach Schweden zieht, um sein Glück zu suchen.

Aus heiterem Himmel bekommt Torsten Brettschneider einen Anruf von einer schwedischen Notarin, dass er einen Bauernhof im schwedischen Gödseltorp von einer Tante geerbt hat, die er nie gekannt hat. Da in seinem Leben gerade ziemlich viel schief läuft und er sowieso viel lieber ein Buch schreiben würde, zögert er nicht lange, kauft sich einen VW-Bus, den er Lasse nennt, und macht sich auf den Weg gen Norden. In Gödseltorp angekommen könnte alles so schön sein, denn die Landschaft und der Hof sind idyllisch, aber leider gibt es auch noch die anderen Dorfbewohner, die ihm aus unerklärlichen Gründen alle – bis auf den Pfarrer – feindlich gesinnt sind, und da ist Björn, der norwegische Widerstandskämpfer, der aus genauso unerklärlichen Gründen lebenslanges Wohnrecht auf dem von ihm geerbten Hof hat. So nehmen die Dinge dann ihren Lauf, bis die Situation in einer Mitsommernacht mit Unwetter eskaliert…

Die erste Hälfte des Buches hat mir gut gefallen. Torsten ist sympathisch, ein bisschen Macho, aber eigentlich sehr liebenswert. Der Anfang des Buches, als sein Leben in Frankfurt immer mehr aus den Fugen gerät, seine Fahrt nach Schweden und die ersten Tage sind lustig und unterhaltsam. Aber dann wird es plötzlich immer skurriler und das fand ich dann gar nicht mehr lustig. Es hat mich an den Roman "Ein seltsamer Ort zum Sterben" erinnert, in dem ein amerikanischer Autor über einen Amerikaner in Norwegen schreibt. Das fing auch toll an und nahm plötzlich eine völlig skurrile Wendung. Das muss anscheinend so sein, wenn Männer über Skandinavien schreiben!

Mein Fazit: ein Buch für Leute, die Skandinavien aus Männerperspektive sehen wollen und denen Bücher wie "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg" gefallen und die mit dieser Art von Humor etwas anfangen können. Allen anderen kann ich nur die erste Hälfte empfehlen, aber wer will schon ein halbes Buch lesen?