Rezension

Skurrile spannende Tragikomödie

Becks letzter Sommer - Benedict Wells

Becks letzter Sommer
von Benedict Wells

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich habe ich nun auch mal ein Buch von Benedict Wells gelesen! Schon seit Erscheinen will ich unbedingt "Vom Ende der Einsamkeit" lesen und auch wenn das bisher noch nicht geklappt hat, so habe ich doch mit "Becks letzter Sommer" immerhin chronologisch angefangen!

Dieser Roman eignet sich wunderbar zum abschalten und treiben lassen. Wells ist eine witzige, traurige, skurrile und spannende Geschichte gelungen, inklusive eines Roadtrips der diesen Namen wahrlich verdient hat! Wir folgen Hauptcharakter Robert Beck: Ein mehr oder minder frustrierter Lehrer Ende 30, der eigentlich eine Musikerkarriere anstrebte, letztlich aber doch im selben Job landete wie sein Vater. Er fühlt sich zu cool zum alt werden, hadert mit seinem Beruf und mit seinem Liebesleben. Dann trifft er eines Tages auf Rauli und Anna. Rauli ist ein neuer Schüler, der ein unglaubliches musikalisches Talent besitzt. Kann er mit Rauli doch noch einmal den Sprung zur Musikkarriere schaffen? Anna arbeitet in einem Cafe in seiner Nachbarschaft und hat es Beck irgendwie angetan. Vielleicht ist er zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich richtig verliebt. Dabei war von Anfang an klar, dass die Beziehung der beiden ein Ablaufdatum hat, denn Anna will bald nach Italien ziehen.

Wells schreibt auf eine flapsige lockere Art, die wunderbar zum grummeligen Beck passt. Beck ist eigentlich ein Arsch, aber doch irgendwie liebenswert. Einzig, dass er ständig über sein Alter jammert hat mich auf Dauer etwas genervt. Man könnte meinen er sei 80 und sein Leben vertan, dabei ist er noch nicht einmal halb so alt und hat kaum einen Grund so zu klagen.

Die Geschichte selbst ist spannend. Mal atemlos, mal melancholisch erzählt Wells von Musik, Freundschaft, Liebe, Älterwerden, Chancen und Entscheidungen. Es wird Bier getrunken, Gitarre gespielt und Geheimnisse gelüftet. Das übrigen Personal ist liebenswert, ebenso skurril wie die Story und überzeichnet. Das Überzeichnete passt aber zur Geschichte, die erstaunlich gut Witz mit Ernsthaftigkeit mischt. So wird man beim Lesen teilweise rasant mitgezogen und teilweise zu Tränen gerührt. - Wer also eine unterhaltsame Geschichte mit liebenswertem Personal, viel Chaos und flapsigem Witz sucht, die dazu noch ans Herz geht, dem sei geraten schnell eine Bob Dylan Platte aufzulegen und loszulesen!