Rezension

Skurrile Typen und große Spannung

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar -

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
von Robert Thorogood

Bewertet mit 5 Sternen

Judith Potts, 77 Jahre alt, lebt im beschaulichen Ort Marlow, an der Themse gelegen, und ist stadtbekannt, da sie ein recht exzentrisches Leben führt. Sie ist neugierig und resolut, lebt allein, um sich nicht fremdbestimmen zu lassen, arbeitet als Kreuzworträtsel-Autorin und liebt das Nacktschwimmen im Fluss. Als sie dort wieder einmal abends unterwegs ist, hört sie einen Schuss und ist sicher, dass ihr netter Nachbar getötet wurde. Die Polizei hält dies zunächst für eine Spinnerei, zumal auch keine Leiche gefunden wird, und so beginnt Judith auf eigene Faust zu ermitteln, da der Nachbar 'ein guter Freund' war. Im Laufe ihrer Ermittlungen gewinnt sie zwei weitere Damen als Unterstützung, die ebenso skurril sind wie sie selbst. Da ist zum einen die Pfarrersgattin Becks, überkorrekt und neurotisch, und zum anderen Suzie, eine Hundesitterin, die in einem unvollständigen Haus lebt.
Das Trio hat außergewöhnliche Ermittlungsmethoden, gewagte Ideen, starke Einsätze und ein gutes Fingerspitzengefühl für kriminelle Machenschaften, was einen immer wieder an die köstliche Miss Marple erinnert. Manche Szenen sind wirklich filmreif, und man hat bei der bloßen Vorstellung ein Schmunzeln im Gesicht. Auf gekonnt britische Art werden uns die bizarren Charaktere nähergebracht, natürlich vollkommen überzeichnet, aber das gehört dazu und macht diese Cosy Crimes so liebenswert. Ich liebe diese spleenigen Typen! Auch wenn mal etwas realitätsfern erscheint, stört dies überhaupt nicht, es passt einfach.
Durch ihre Teamarbeit entwickeln die drei Damen auch sehr viel Empathie füreinander und blühen regelrecht auf. Der Autor hat dies detailliert und glaubwürdig beschrieben. Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm und gut lesbar.
Dazu kommt, dass der Spannungsbogen immer intensiver wird und man im letzten Drittel das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Als Leser reiht man sich irgendwann in die Reihe der Ermittelnden ein und rätselt mit. Dies war hier von ständigem Umdenken gekennzeichnet und hat großen Spaß gemacht. Kaum war man sicher, die richtige Fährte gefunden zu haben, gab es wieder eine Wendung. Äußerst kurzweilig! Allerdings muss ich gestehen, dass ich letztendlich nicht erfolgreich war, denn die Lösung war sehr überraschend, aber logisch zugleich.
Der Abschied fällt mir schwer, und ich hoffe, dass weitere Bände folgen werden. Gute Krimis müssen nicht bluttriefend und gewalttätig sein, es geht auch anders! Ich habe das Buch genossen und spreche eine klare Lese-Empfehlung aus.