Rezension

Slow Story, slow reading - langweilige verworrene Agentenstory

Slow Horses - Mick Herron

Slow Horses
von Mick Herron

Bewertet mit 2 Sternen

Slow Story, slow reading - Kann man eine Geschichte noch verworrener und langweiliger erzählen als diese zynische, düstere Agentenstory? Ian Fleming bzw. James Bond würden sich die Haare raufen.

Dabei fing es vielversprechend an, Agent River Cartwright in gefährlicher Mission, er vermasselt es, wird degradiert und in eine spezielle Abteilung des Secret Service abgeschoben, ein Sammelbecken für die Gescheiterten und Unerwünschten, Slow Horses genannt, die im Slough House 'residieren' (ein typisch britisches Wortspiel; slough - Sumpf,Morast, abgestreifte Haut).

In jedem Abschnitt klingt durch, wie desillusioniert und unglücklich die einzelnen Mitarbeiter sind. Wir lernen sie nach und nach genauer kennen, ihre Hoffnungen, ihre verlorenen Illusionen, ihre Abneigungen untereinander und doch bleiben sie dem Leser nebulös fern. Ihr Chef ist der undurchsichtige, fette, ungepflegte Jackson Lamb, der auch schon mal einen Furz statt eines Kommentars ablässt.

Zynisch und sarkastisch sind viele Bemerkungen dieser Mitarbeiter, die nur mit wahrscheinlich unnötigen Routinearbeiten betraut werden; düster und trostlos ist die Stimmung und erst auf Seite 117 geschieht endlich einmal etwas, von dem man hofft, jetzt käme ein wenig Spannung in die Geschichte. Aber alles bleibt weiterhin langweilig und undurchsichtig. Mir war nicht immer klar, worum es wirklich geht. Um einen jungen entführten pakistanisch-stämmigen Mann, der enthauptet werden soll oder um die Intrigen innerhalb des Secret Service?

Zum Schluss war es mir auch einfach egal; ich wollte das Buch nur noch beenden. Abbrechen wollte ich es wegen einer Rezensionsverpflichtung nicht, sonst hätte ich das schon viel früher getan.

Einzig die literarische Qualität der Sprache hat mir gefallen, die vielen Metaphern und Vergleiche, z.B.

"Die Tage waren in solche Segmente gewürfelt und geschnitzelt …" (42) - "… wobei streunende Gedanken wie Ratten an ihr knabberten und nagten." (103).

Aber die Sprache allein rettet ein langweiliges, zynisch-düsteres Buch mit unglaubwürdigen Charakteren nicht.

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 16. September 2018 um 23:45

oje - das habe ich ganz anders empfunden - schade! Für mich ist dies ein hochkarätiger Agententhriller, der vermutlich gar nicht mal so unrealistisch ist. Für mich blieb weder Jackson Lamb (den ich trotz seiner Unkultiviertheit mag ;) noch River oder sonst einer bzw. eine der Slow Horses nebulös: Ich finde die Figuren sehr gut angelegt und denke, dass jeder einzelne noch seine Fähigkeiten beweisen wird: Einzig der Verbleib (und offene Ausgang um) Lady Di hat mich rätseln lassen; aber solche Leute wie Diana Taverner "retten immer ihren Arsch" .... - real und in Büchern!

Bin gespannt auf weitere Fälle!

Federfee antwortete am 19. September 2018 um 17:30

Danke, dass du meine Rezension gelesen und so ausführlich kommentiert hast, auch wenn du anderer Meinung bist ;-) Es ist immer interessant zu lesen, wie unterschiedlich man Romane bewerten kann. Dann wünsche ich dir viel Spaß mit dem nächsten Buch, denn das wird ja bestimmt erscheinen.