Rezension

So bekommt das elisabethanische Zeitalter Pepp, folgt einfach der adeligen Jugend!

Die Sehnsuchtsvolle - Eve Edwards

Die Sehnsuchtsvolle
von Eve Edwards

Bewertet mit 4 Sternen

Historisches Setting mit jugendlichem Charme, eine wirklich erfrischende Mischung

Allgemein:

Eve Edwards schrieb mit „Die Sehnsuchtsvolle“ einen historischen Jugendroman, der 2012 in Deutschland bei Klopp erschien. Die englische Autorin entführt den Leser in das elisabethanische Zeitalter. William Lacey, junger Earl of Dorset muss zwangsläufig eine reiche Lady heiraten, um sich der Schulden zu entledigen, die seine Familie Dank eines verrückten Alchimisten angehäuft hat. Während seiner Suche lernt er die arme, aber sehr kluge Comtess Eleanor kennen und verliebt sich in sie. Ihm ist bewusst, dass sie nicht seine Ehefrau werden kann, doch sein Herz sagt etwas anderes. Was er nicht ahnt: Sie ist die Tochter des Alchimisten, der für den Ruin seiner Familie die Verantwortung trägt. Wird er die Wahrheit verkraften? Welche Frau wählt Will letzten Endes als Gemahlin?

Mein Bild:

Ich bin bisher kein wirklicher Historienleser und kenne das Zeitalter von Elisabeth I. nur aus dem Film mit Cate Blanchett. Also im Endeffekt weiß ich nur, dass es ein ganz schönes Drama gab und England schon zu Zeiten von Elisabeths Vater in Unruhe war.

Was hat mich also dazu getrieben, den Roman von Eve Edwards im Bücherregal stehen zu haben? Wer meine Rezensionen so liest, weiß, ich bin Coverkäufer und dieses Cover hat so eine verdammte Ähnlichkeit mit den Büchern von Kristin Cashore. Mir gefallen diese filigranen, gemäldeartigen Silhouetten der „Frauenköpfe“ einfach. Der zweite Grund war der unschlagbare Preis bei einem Buchverkauf und der Dritte der Klappentext, der mich wiederum an Jane Auston – Dramen erinnerte.

Ich habe über den Prolog sehr gut in die Geschichte gefunden. Der personale Erzähler zeigte mir Eleanors erste Begegnung mit William. Keine schöne Erinnerung, da Will sie und ihren Vater aus dem Haus warf. Ellies Vater ist Alchimist und versucht seit sie denken kann, herauszufinden, wie man Gold aus dem Nichts erschafft. Ich wusste natürlich schon vor allen anderen, dass das wohl keinen Sinn macht. Doch Sir Arthur Hutton sah das anders und hat mit fanatischer Motivation Sponsoren für seine Experimente gesucht, wie zum Beispiel Wills Vater. Nun ja, und bei Geld hört der Spaß bekanntlich auf.

Der weitere Verlauf spielt vier Jahre später, Ellie ist inzwischen 16 Jahre alt und zu einer cleveren, schönen und temperamentvollen Frau herangewachsen. Ich fand die Tatsache wirklich bemerkenswert, dass sie ihrem Vater nicht den Rücken kehrte. Die Autorin verstand es, trotz der nervenaufreibenden familiären Situation und der großen Verantwortung, die Ellie trug, sie trotzdem noch als lebensfrohe Person darzustellen. Selbst bei der Begegnung mit dem inzwischen 18 jährigen Will, in Windsor Castle, saß ihr der Schalk im Nacken und sie war um keinen Konter verlegen. Will ist ihr natürlich sofort verfallen. Doch das verwunderte mich nicht. Was mich allerdings verwunderte war seine moderne Einstellung zur Beziehung zwischen Mann und Frau.

Zu dieser Zeit waren Dinge wie Liebe und Gleichberechtigung innerhalb einer Beziehung bzw. Ehe unwichtig. Eine Frau saß auf dem Thron, und trotzdem kämpften andere Frauen mit allen Tricks und Körpereinsatz um ihre Existenz. Dem verleiht der Roman mit seinen Nebendarstellern Nachdruck. An vorderster Front meine Heldin Jane. Sie ist Wills favorisierte Zwangsheiratskandidatin und soll sowieso einen Adeligen heiraten. Ich mochte sie ehrlich gesagt am Anfang nicht. Arroganz, Prunk und Oberflächlichkeit begleiteten sie. Doch jede Fassade kann bröckeln. Ich senke mein Haupt vor ihr, da sie für einen Plot Twist der Extraklasse sorgt. Damit möchte ich auch zu verstehen geben, dass ich dachte, die Geschichte sei durchweg vorhersehbar. Das ist nicht der Fall. Letztendlich wusste ich nicht, wer nun mit wem glücklich oder unglücklich wird. Wirklich spannend.

Der Plot wird selbstverständlich dominiert von den Gefühlen der Beiden Protagonisten Ellie und Will, die jeglicher Pflicht (auch gegenüber der Königin) widersprechen. Es ist ein ziemliches Ping Pong - Spiel, da Beide versuchen dagegen anzukämpfen. Sozusagen ein Klassiker spielend im 16. Jahrhundert. Dabei sind die jungfräuliche Königin und ihre Günstlinge allgegenwärtig. Eve Edwards hielt sich an reelle Personen, die Königin Elisabeth dienten, gehalten: Cecil Burghley, Sir Walsingham und andere. Mode, Turniere, Pflichten, Traditionen und die Glaubenssituation zu dieser Zeit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle ohne zu schwerwiegender Kost zu werden. Doch wie hat die Autorin das umgesetzt? Ein gutes Beispiel ist die damalige Mode der Halskrause in allen Stoffarten und Farben. Es wird sich im Buch unterschwellig darüber lustig gemacht. So ist mir der geschichtliche Aspekt sympathisch geworden.

Was soll ich sagen? Das Buch hat mich gefesselt. Das historische Bild wurde aufgepeppt mit Humor, Verstand und Jugendlichkeit, so dass eine zu trockene Ausdrucksweise gar nicht erst entstehen konnte. Natürlich sind die Dialoge zeitgemäß, aber alles andere wäre eine Farce. Da die Erzählstränge zwischen sämtlichen Darstellern wechseln, bekam ich einen guten Gesamteindruck. Ich wusste immer mehr als der ein oder andere, obwohl es Abschnitte gab, bei denen ich dachte: „Komm schon, es liegt doch klar auf der Hand, was hier los ist.“

Ich habe letztendlich nur einen Punkt, den ich als Abzug geltend machen muss: Eine richtig steile Entwicklung machen Will und Ellie nicht durch. Es fehlte Beiden fast durchgängig an selbstständiger Entscheidungskraft. Eine Schwachstelle, die nicht hätte sein müssen. Nichtsdestotrotz ist der Beginn der Lacey Chroniken eine Empfehlung wert und auch der 2. Teil „Die Herzentflammte“ wird noch in meinem Bücherregal landen.

Fazit:

Eine Liebesgeschichte im England des 16. Jahrhundert, die mit Jugendlichkeit und etwas Moderne überzeugt. Für Leser, die nach allerhand gegenwärtigen Young/New Adult-Romanen mal einen anderen Schauplatz suchen.