Rezension

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So blöd, dass ich es abgebrochen habe

Johannisbeersommer - Andrea Israel, Nancy Garfinkel

Johannisbeersommer
von Andrea Israel Nancy Garfinkel

Bewertet mit 1 Sternen

Darf man eine Rezension über ein Buch schreiben, das man gar nicht zuende gelesen hat? Ich weiß es nicht. Ich tue es einfach. Lilly und Val waren mal beste Freundinnen und haben sich, nach dem eine wegziehen musste, Briefe und Rezepte geschickt. Die Freundschaft zerbrach und erst etliche Jahre später, nachdem die Mutter der einen gestorben ist, nehmen sie den Kontakt mit Mails wieder auf. Hier beginnt der Roman, der sich als Briefroman mit Mails und Briefen sowie Rezepten gestaltet. Ich liebe Briefromane. Ich liebe Rezepte. Ich hatte mir gewünscht, dass dieses Buch mein Sommerbuch wird. Was für eine Enttäuschung!

Also: Vals Mutter stirbt und sie nimmt das zum Anlass, Lilly nach vielen Jahren Funkstille wieder zu schreiben. Und Lilly? Schreibt eine 08/15-Mitleidsbekundung. Und dann, aus lauter Scham dafür, eine weitere lange Mail. Und schließt mit den Worten "Mein Herz sehnt sich nach Dir" ab. Ziemlich viel Gefühl, dafür, dass so gar nichts gut lief. Sie schreiben sich ein wenig hin und her und das ganze wirkt unglaublich konstruiert. Beide Frauen klingen im Schreibstil ziemlich gleich, austauschbar und verwechselbar. Vielleicht also auch nur eine schlechte Übersetzung? Beide beschreiben ein wenig ihr aktuelles Leben, ein wenig ihre Vergangenheit, arbeiten ein wenig was auf, schämen sich ein wenig, beneiden sich ein wenig,... Es kommt nur leider nichts davon irgendwie authentisch an.

Dann kommen die Rezepte, auf die ich mich, als Foodie und Foodblogger zugegeben gefreut hatte. Los geht es mit einer "Kühlschranktorte", die daraus besteht, dass man Fertigwaffeln mit Sahne schichtet. Das kann man vielleicht noch verzeihen, da es ein Rezept aus der Kindheit ist. Aber auch der bald folgende Hackbraten eines "französischen Freundes" wird mit Ketchup bestrichen.

Dann aber ein weiteres großes Manko: Die Protagonistinnen wollen sich einfach missverstehen. Die eine erzählt, dass sie ihre Sänger-Karriere an den Nagel gehängt hat und einen Catering-Service eröffnet hat. Dazu gratuliert die andere:

"PPS: Die Gründerin des Rezeptclubs sollte unbedingt im Catering arbeiten! Du warst nirgends kreativer als am Herd. Was deine Karriere als Sängerin betrifft, nun ... auch wenn du sie an den Nagel gehängt hast, bekommst du in meiner Erinnerung immer noch Bestnoten dafür. (Erinnerst du dich an den Nachmittag, an dem ich im Badezimmer war und du vor der verschlossenen Tür standest und aus vollem Halse »Blowin’ in the Wind« gesungen hast?!!!)"

Und die Gratulierte überreagiert dann vollkommen:

"PS: »Die Gründerin des Rezeptclubs sollte unbedingt im Catering arbeiten!«??? Autsch. Ich weiß, du hast es gut gemeint, aber du klingst immer noch so, als würdest du die Position meines Vaters einnehmen. Ich könnte mir seine herablassenden Worte auch gut aus deinem Mund vorstellen: »Lilly, mein Schatz, es ist viel besser, eine geregelte Arbeit zu haben, mit der du Geld verdienst. Und schließlich kannst du ja ganz gut kochen. Glaubst du nicht auch, dass deine Gesangsambitionen nur ein Hirngespinst sind? «

Und dann auch noch dein anderer kleiner Kommentar: »Du warst nirgends kreativer als am Herd. « Entschuldigung? Ich habe 1mmer gedacht, nirgends kreativer zu sein als hinter einem Mikrofon, aber doch nicht hinter einem Herd."

Das ist für mich einfach so, so unsympathisch, dass ich überhaupt keine Lust hatte, weiterzulesen.

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. Juni 2019 um 20:24

Der Titel hätte bei dir rote Leuchten anschalten müssen! (geschieht dir recht ;-)

leseliebelei kommentierte am 25. Juni 2019 um 22:03

Ich glaube immer noch an das Gute im Menschen. Und an frisches Obst von Sträuchern aus dem Garten. Und ich meine: Briefroman! Und Rezepte! Was kann da schief gehen? (Antwort: Alles.)

Ich sehe meine Fehler ein.

wandagreen kommentierte am 25. Juni 2019 um 23:28

Armes Tuck.

leseliebelei kommentierte am 26. Juni 2019 um 17:30

ja, nach der grässlichen Agnes wollte ich einfach nur was schönes haben. *weint leise*