Rezension

So blödelt, ulkt und erzählt nur einer.

Kleinhirn an alle - Otto Waalkes

Kleinhirn an alle
von Otto Waalkes

Bewertet mit 5 Sternen

In "Kleinhirn an alle" gibt Otto Waalkes Einblicke in sein Leben und zeigt seine Art von Humor: das Blödeln. Die große Otto-Biografie erscheint im Heyne Verlag.

Otto Waalkes hat mit seinen Liedern, Persiflagen und Grimassen mehrere Generationen humorvoll unterhalten. Jeder Spruch ein Gag, jede Mimik ein Lacher.

Unvergessen ist für mich ist sein Feier-Trink-Lied "Wir haben Grund zum Feiern" von 2002, eine Aneinanderreihung sämtlicher Alkoholika der deutschen Supermärkte. Aber auch seine Sketche haben mich stets amüsiert. Musikalisch vielseitig sind die Parodien zu Hänsel und Gretel, witzig Ottos Version des Faust und ein filmisches Erlebnis ist sein Film "Die sieben Zwerge". Dort spielt er den naiven Zwerg Bubi, laut eigener Angabe dumm wie drei Reihen Feldsalat. Das lässt tief blicken, wobei sich Otto ja gern selbst auf die Schippe nimmt.

Er ist trotz seines Erfolgs Mensch geblieben, war zweimal verheiratet und kehrt immer wieder auf die Blödelbühne zurück, er braucht den Applaus und genießt es, Menschen zum lachen zu bringen.

Allein sein Äußeres kann mich schon erheitern, wenn er wie ein irrwitziger Spargeltarzan über die Bühne huscht, dabei springt und mit dem Kopf auf und ab nickt und so schnell quasselt, das einem von Zuhören schon fast schwindelig wird.

Sein Humor macht ihn mir sympathisch, wobei das nicht jeden Geschmack trifft. Er blödelt und ulkt und das alles in einem Tempo, das den Ostfriesen in ihm vermissen lässt. Er liebt seine Heimat, seine Frauen und berichtet von seinen Eltern, von seinen Vorbildern der Comedy-Branche und analysiert alle Arten von Humor. Seine persönliche Spezialität sind die "KnallerQuickies", das sind scharf geschossene Sprüche, die Lachsalven hervorrufen.

Ein Beispiel gefällig? "Warum können Hunde nicht Poker spielen? - Weil sie bei jedem guten Blatt mit dem Schwanz wedeln."

Musikalisch war er mit den Bands "The Rustlers" und "Die Friesenjungs" auf vielen Bühnen unterwegs und als Künstler hat er weit mehr drauf als nur Ottifanten zu zeichnen.

Diese Biografie liest sich wie ein Roman, man erlebt Otto hautnah, sieht in ihm den Menschen und merkt an seinem mal nüchternen, mal amüsanten Erzählton, er kann auch schreiben.

Er befasst sich nicht nur mit seiner Person, sie ist eher Bindeglied zu Geschichten und Gedanken. Interessanterweise gibt er eine Einführung in die Comedy-Szene in Deutschland, England und Amerika, erwähnt alle Großen dieses Genres und stellt die jeweiligen Vorzüge dieser Vorbilder oder auch nur Wegbegleiter in den Vordergrund.
 

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 23. Juli 2018 um 20:26

Otto ;) war mein erster "Comedian", den ich live erleben durfte (und es WAR ein Erlebnis - anno 1974 ;))

Danke für Deine Rezi - werde ich mir merken, die Biografie.