Rezension

So ein schöner Ansatz, so eine enttäuschende Ausführung

Was auch immer geschieht - Bianca Iosivoni

Was auch immer geschieht
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 2.5 Sternen

"Was auch immer geschieht" habe ich schon ein wenig länger im Blick. Das Buch hatte ich schon vorher mal gesehen und nachdem ich "Der letzte erste Blick" von Bianca Iosivoni gelesen hatte und und es ganz gut fand, wollte ich mir auch dieses Buch vornehmen, auch, weil so viele meinten, es wäre super und total schön. Jetzt bin ich froh, dass nicht ich mir das Buch gekauft habe, sondern dass zur Abwechslung auch mal meine Schwester ein Buch besorgt hat. Denn so leid es mir tut, mich konnte "Was auch immer geschieht" überhaupt nicht von sich überzeugen.

Das fängt ja schon bei der Handlung an sich an, wobei die ja noch ziemlich interessant ist. Callie geht für den Sommer zurück in die Heimat, verbringt einen letzten Sommer mit ihrer kleinen Schwester Holly, die danach zu einer Weltreise aufbrechen wird. Was Callie nicht weiß: Ihr Stiefbruder Keith ist ebenfalls dort. Der, den sie eigentlich aus ihrem Leben verbannt hat, nachdem er den Tod ihres Vaters verursacht hat. Mir war ja schon von Anfang an klar, wie die Geschichte ausgehen wird. Dass alles gut wird. Das ist bei solchen Liebesgeschichten ja kein großes Geheimnis. Aber ich fand auch das, was dazu geführt hat, nicht so spannend. Klar, manche Szenen waren schon interessant oder sogar witzig, aber ich hing nicht an den Seiten. Fand vieles übertrieben.

Die Geschichte an sich kommt aber noch relativ gut weg verglichen mit dem Schreibstil. Denn der hat mich manchmal wirklich Nerven gekostet. Ich will gar nicht sagen, dass er schlecht ist. Die Autorin kann auf jeden Fall schreiben, hat gute Formulierungen und der Roman hat sich gut lesen lassen. Aber erstens gab es hier kaum Stellen, bei denen ich lachen musste. Das ist ja etwas, das mir persönlich bei Liebesromanen und somit auch New Adult wichtig ist, denn ansonsten hat man eine kitschige Geschichte vor sich. Doch hier? Leider Fehlanzeige, denn auch wenn viele Szenen bestimmt lustig sein sollten, haben sie bei mir ganz einfach nicht gewirkt. Es gab vielleicht wenige Male, bei denen ich geschmunzelt habe, aber das war's dann auch schon. Genauso ging es mir auch mit den traurigen Szenen oder den erotischeren Szenen. Ich habe nicht weinen müssen bei dem Buch und auch das Kribbeln im Bauch wollte sich bei mir diesmal nicht einstellen. Was für mich bedeutet, dass die Autorin etwas falsch gemacht hat, denn normalerweise spüre ich relativ schnell das Kribbeln im Bauch, wenn sich die Protagonisten küssen oder etwas in der Art. Hier leider nicht. Aber zumindest ist das Buch trotz des fehlenden Witzes nicht ins Kitschige abgerutscht. Und was mich zweitens aufgeregt hat, waren die Wiederholungen. Nicht unbedingt von Wörtern, sondern von Sätzen, von Phrasen. Meine Schwester, die das Buch vor mir gelesen hat, hatte mich ja schon davor "gewarnt" und ich dachte erst, sie übertreibt, denn außer, dass sich die T-Shirts ein ums andere Mal um Keiths breite Brust gespannt haben, sind mir keine Wiederholungen aufgefallen. Aber dann gab es zwei Szenen im Buch, die sich einfach total geähnelt haben, dass ich dachte, ich lese nicht richtig. Es war fast so, als hätte ich einen kleinen Flashback gehabt.

Ein weiterer Punkt am Buch, der mich enttäuscht hat, waren die Charaktere. Nicht unbedingt die Protagonisten Callie und Keith, die beiden sind ganz in Ordnung. Callie wurde mir zwar nicht ganz so sympathisch, aber ich habe schon schlimmere Hauptpersonen erlebt. Das Einzige, was ich an ihr nicht so gelungen fand, war, wie sich ihre eigene Beschreibung über sich und was sie im Endeffekt gemacht hat, nicht wirklich gedeckt hat. Denn so schlagfertig, wie sie meinte zu sein, war sie eigentlich nicht. Trotzdem ist sie ein solider Charakter. Und Keith...na ja, von dem hatte ich irgendwie auch etwas anderes erwartet, dachte, er wäre ein Bad Boy (was auch viele Leser behaupten), obwohl er auf mich so gar nicht badboy-mäßig rüberkam. Ansonsten hat er mir als Charakter ganz gut gefallen, vor allem seine sarkastische Art, aber es war nicht so, dass ich ihn einfach toll fand und mit ihm und Callie mitgefiebert hätte.

Mein größtes Problem hatte ich in diesem Buch mit den Nebencharakteren. Nicht, weil sie mir nicht sympathisch gewesen wären - manche von ihnen fand ich von Anfang an cool -, sondern wegen der Art, wie die Autorin sie hat auftauchen lassen. Nein, außer bei Callie und Keith hatte ich ganz einfach bei niemandem das Gefühl, die Person besser kennenzulernen. Obwohl es so viele zum Kennenlernen gegeben hätte. Holly und Stella. Faye und ihr Verlobter. Parker und andere Freunde von Callie. Aber nada. Die Figuren tauchen kaum auf, spielen alle bloß eine unwichtige Nebenrolle. Dabei hätte ich den ein oder anderen Charakter nur zu gerne besser kennengelernt, vor allem Parker war mir vom ersten Moment an sympathisch. Blöd nur, dass er nur einmal richtig aufgetaucht ist, zwar Andeutungen über ihn und sein Leben gemacht wurden, er danach jedoch so gut wie nicht mehr erwähnt wurde. Das hat mich so genervt, das glaubt ihr gar nicht. Denn ich wollte unbedingt mehr über diese Charaktere und ihre Geschichten wissen, aber nein, stattdessen wurde die Geschichte anscheinend auf die Szenen gekürzt, in denen Keith auftauchte oder in denen Callie über den Verlust ihres Vaters jammert. Es war einfach zum Haareraufen!

Ich hatte allgemein irgendwie mehr von "Was auch immer geschieht" erwartet. Auf jeden Fall mehr Emotionen, mehr Tiefe bei den Charaktere, mehr eben. So bin ich tatsächlich ein bisschen enttäuscht, denn ich dachte, mir würde das Buch besser gefallen, was leider nicht so war. Es lässt sich ganz gut lesen und ist einigermaßen interessant, aber wer New Adult lesen möchte, sollte sich meiner Meinung nach lieber ein anderes Buch schnappen.