Rezension

So eine Führung will ich auch!

Mein Rom - Andreas Englisch

Mein Rom
von Andreas Englisch

Bewertet mit 5 Sternen

»Also«, sagte Leo derweil ungeduldig und zeigte auf die Fassade des Petersdoms. »Leg los! – was fällt dir als Erstes zum Petersdom ein?« Ich überließ mich einen Augenblick der Faszination, die dieses gewaltige Bauwerk auch nach so vielen Jahren auf mich ausübt.

Ich mag Rom und habe schon wie unzählige andere Menschen staunend und bewundernd vor den vielen, vielen Zeugnissen der alten Kultur und vor großartigen Kunstwerken gestanden. Wenn ich an Rom denke, fehlen mir regelmäßig die angemessenen Worte, um meine Faszination zu beschreiben, dieses unglaubliche Gefühl, das mir einflüstert, gerade mitten durch die Geschichte zu laufen.

 

Andreas Englisch gelingt es, diese angemessenen Worte zu finden. Und so löste auch dieses Buch bei mir große Begeisterung aus.

Seit über 30 Jahren lebt er in Rom und liebt die Stadt mit all ihren Facetten. Der Titel des Buchs ist sehr passend gewählt, denn Englisch vermittelt nicht nur viele hochinteressante Infos, sondern bringt immer auch eine persönliche Note mit hinein. So erfährt man, was ihn besonders begeistert, welche persönlichen Erlebnisse er mit der Stadt und einzelnen Bauwerken verbindet.

Sein Fachwissen scheint enorm, ich erfuhr so einiges, was ich noch in keinem Reiseführer gelesen hatte. Und alles wird auf solch leichte und unterhaltsame Art beschrieben, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte.

 

Besonders reizvoll wird die Lektüre noch durch die Rahmenhandlung. Englisch ist nämlich dieses Mal nicht allein in Rom unterwegs, sondern gemeinsam mit seinem Sohn Leonardo. Dieser benötigt ein wenig Nachhilfe vor der Aufnahmeprüfung für den Fremdenführerlehrgang. Zwischen dem Schon-Experten und dem künftigen Experten entstehen zahlreiche Diskussionen, die teilweise ganz normale Vater-Sohn-Probleme spiegeln, gleichzeitig aber auch hochinteressant zu verfolgen sind. Leonardo scheint mir ein sehr intelligenter junger Mann zu sein, neugierig, durchsetzungsstark und aufgeschlossen. Aber er ist auch kritisch, er hinterfragt viel und zeigt sich durchaus streitlustig. Damit strapaziert er zwischenzeitlich die Nerven seines Vaters, bringt diesem aber auch wichtige Gedankenanstöße. Ich merkte an so manchen Stellen, dass Leonardo aussprach, was mir bei Beschreibungen, zum Beispiel im Vatikan, so durch den Kopf geht.

 

Der Vatikan bildet auch den Schwerpunkt der Tour des Vater-Sohn-Gespanns, weiter geht es dann noch zum Kolosseum und zu einigen weiteren Kirchen/Sehenswürdigkeiten. Zahlreiche tolle Fotos ergänzen die Beschreibungen. Viel zu schnell sind die beiden am Ende, ich hätte gerne noch weitergelesen. Für den Fall, dass das Buch gut ankommt, stellt Englisch einen Folgeband in Aussicht. Daher hier noch einmal ganz deutlich von mir: Bitte macht weiter!

 

Fazit: So eine Führung will ich auch! Hochinteressante Infos, unterhaltsam geschrieben. Hoffentlich gibt es einen Folgeband!