Rezension

So geht intelligenter Lesespaß

Wackelkontakt -

Wackelkontakt
von Wolf Haas

Bewertet mit 5 Sternen

Wunderbar anders, vielschichtig, haarsträubend, innovativ, mit Anspruch und Humor. Ein Lesevergnügen ganz besonderer Art.

Während ein Mann namens Escher auf einen Elektriker wartet und dabei einen Roman über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo liest, liest dieser in einer Gefängniszelle ein Buch über Escher, der auf den Elektriker wartet.

Die Namensgleichheit fällt ins Auge: Es liegt nahe, angesichts dieser Konstellation an die Lithographie „Zeichnende Hände“ des niederländischen Künstlers M. C. Escher zu denken. So wie die das genannte Werk ein Glanzbeispiel für „Unmögliche Figuren“ ist, entwickelt sich in Wolf Haas´ Roman eine unmögliche Geschichte.

Die ist so spannend, unterhaltsam, zunehmend rasant und haarsträubend verrückt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Auf besondere Stilelemente der Sprache wie eine grammatische Verstümmelung verzichtet der Autor dieses Mal, gewährt aber auch hier freie Einblicke in das (oft sehr menschliche) Denken und Fühlen seiner Charaktere, seziert so fein und folgerichtig, dass man beinahe in diese hineintritt und selbst gravierende Fehlhandlungen verzeiht. Und letztendlich sind sie liebenswert, allesamt, ob es der pedantische Trauerredner Escher mit seiner Leidenschaft für Puzzles ist, der um sein Leben fürchtende Elio, dessen Tochter Ala, die mit dreizehn Jahren beginnt, heikle Fragen zu stellen, oder andere: Man muss sie mögen!

Die Konstruktion der ineinander verzahnten Handlungen ist äußerst vielschichtig, intelligent und kreativ. Da zudem jede Menge des typischen Humors platziert ist, kann man mit Fug und Recht von einem ganz besonderen Highlight sprechen.

Wunderbar passt das Cover: Die verwischte Schrift lässt den Titel lebendig werden und weist schon auf die zu erwartenden Unsicherheiten und die Unverlässlichkeit einer gewohnten Informationsübertragung von Buch zu Leser hin. 

Wer also bereit ist, sich auf ein außergewöhnliches literarisches Abenteuer einzulassen, sollte sich wie Escher und Elio mit einem Buch befassen. Und zwar mit genau diesem. Wer weiß, vielleicht wird ja irgendwann ein weiterer Lesender magischen Eingang in diese Story erlangen.