Rezension

..so gerne wie du..

Dschungel
von Friedemann Karig

Bewertet mit 3 Sternen

Felix reist nach Kambodscha. Als es seit vier Wochen keine Nachricht mehr von ihm gibt, reist sein Freund und der Erzähler der Geschichte ihm nach, um Felix zu suchen.

Der Erzähler bleibt den ganzen Roman lang namenlos. Er lässt sich von Felix Mutter überreden, nach Kambodscha zu fliegen, obwohl er fliegen hasst. Überhaupt ist der Erzähler eher ein beständiger Typ. Gar nicht so wie Felix, der in dieser Freundschaft immer derjenige war, der den Ton angab. In Rückblenden erfahren, wie sich die beiden Jungs im Alter von sieben Jahren nach einer Schulhofrangelei angefreundet haben und seit her immer miteinander verbunden waren. Auf die eine oder andere Weise. Es ist eine ungesunde Freundschaft, Felix ist der Macher, der Erzähler, der Mitmacher. Dabei wäre der Erzähler manches Mal so gerne wie Felix. „Ich wäre so gern wie du“, der Affensong aus Dschungelbuch wird zum Soundtrack des Buches. Der Erzähler besucht in Kambodscha dieselben Orte wie Felix, wohnt im selben Hotel, schläft mit derselben Frau. Letztlich endet eine große Suche damit, wie der Erzähler sich selbst verliert.

Friedemann Karigs Romandebüt Dschungel ließ sich von mit nicht ganz so leicht einordnen. Es liest sich wie eine Mischung aus Jugend- und Abenteuerroman. Ein bisschen wie Herr der Fliegen nur ohne die Opfergaben. Karig kann schreiben, es bietet kleine sprachliche Schätze. Dann wiederum ist man von der Selbstherrlichkeit Felix‘ derartig genervt, dass man sich wünschen würde, der Dschungel hätte diesen Mann einfach verschluckt, um ihn nie wieder herauszugeben. Etwas gewundert hat mich, dass ein junger Mann, der das Dschungelbuch klein wenig zu seiner Hymne gemacht hat, den Namen Akela nicht einordnen kann. So wie Karig den Anführer einer Hippiekommune nennt, scheint er überhaupt gerne mit Namen zu spielen. Felix, der Glückliche, Lillith, die erste Frau im Paradies, nur dem Erzähler ist kein Name vergönnt.

Vielleicht bin ich einfach nicht Zielgruppe, weiblich fast fünfzig, gutbürgerliches Auskommen. Aber „jung und wild“ muss ja nicht gleich „verantwortungslos und egoistisch“ bedeuten.

 

Kommentare

katzenminze kommentierte am 01. Juli 2019 um 18:55

Ja, das ging mir ziemlich ähnlich. Die beiden Jungs haben mich nicht sonderlich begeistert.

Aber schön, dass du die Namen erwähnst! Klar, Akela, der Wolf. Und Lilith, sehr passend. Beim lesen ist mir das natürlich nicht aufgefallen. ;)