Rezension

So gruslig kann Wissenschaft sein

Nano
von Phillip P. Peterson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich fand das Cover zu „Nano“ total ansprechend. Es fällt direkt ins Auge und macht neugierig. Da ich schon Bücher zum Thema Nanotechnologie gelesen hatte, hatte ich eine ungefähre Vorstellung was mich inhaltlich erwarten würde. Bekommen habe ich einen wissenschaftlich brisanten, teils grusligen Thriller, aber trotz knapp 1000 Seiten sein Potential nicht ausgereizt hat.

Zum Inhalt: einer Forschungseinrichtung in Köln scheint der Durchbruch in ihrer Arbeit zur Nanotechnologie gelungen sein. Die Teilchen reproduzieren sich völlig selbstständig und können Materie zersetzen und neue Dinge aus ihr formen. Es könnte der Durchbruch für die Menschheit sein. Doch dann wird ein Anschlag auf die Einrichtung verübt und plötzlich scheint die Gefahr dieser Technologie außer Kontrolle.

Vorab mal: ich habe das Ebook gelesen, auf meinem Reader hatte es mit angenehmer Schriftgröße 925 Seiten. Das ist mir für einen Thriller eigentlich zu viel, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass solche Bücher meist zu ausschweifend sind und den Fokus verlieren. Bei diesem Buch war es eher so, dass der Fokus so viel Raum eingenommen hat, dass der Handlungsspielraum für alles andere viel zu knapp bemessen war und das Buch dadurch Potential verschenkt hat.

Es war wirklich toll, wie detailliert die Forschung zu Nanotechnologie beschrieben wurde. Hier steckt sicherlich einiges an Recherche drin. Auch der Konflikt zwischen Politik und Wissenschaft ist sicherlich interessant und gehört in solch einem Buch betrachtet, nimmt hier aber für meinen Geschmack zu viel Raum ein. Statt die Auswirkungen der Nanotechnologien und die damit verbundenen Schrecken stärker aufzuzeigen, wie man es bei einem Thriller erwarteten würde, wird hier viel Fokus auf die Bürokratie dahinter gelegt. 

Obwohl es zu Beginn quasi drei Hauptcharaktere gibt, kommt mir Elenas Sicht irgendwie zu kurz, dabei war sie für mich die spannendste. Hier hätte man sicherlich mehr rausholen können, erfährt sie doch aus erster Hand, was der wissenschaftliche Fortschritt einen Menschen kosten kann. 

Das Buch liest sich flüssig, auch wenn ich einige Stellen etwas langatmig fand. Kürzen hätte dem Buch sicherlich gutgetan. Trotzdem solide und überzeugend grusliges Szenario. 3,5 Sterne