Rezension

"So ist sie eben"

Mein Leben als Sonntagskind - Judith Visser

Mein Leben als Sonntagskind
von Judith Visser

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)
Jasmijn ist ein ganz normales junges Mädchen. Kontaktfreudig und bei allen Mitschülern beliebt. Ein Sonntagskind, dem die Welt offensteht. Doch es gibt einen Haken: So ist sie nur in ihrem Tagebuch. Denn die wahre Jasmijn ist anders. Sie redet nicht. Nur mit ihrer Hündin Senta. Und mit Elvis Presley, mit dessen Postern sie ihr Zimmer tapeziert hat. Denn beide antworten nicht und das ist gut. Dann muss Jasmijn sich nicht fragen, was gemeint ist. Oder überlegen, was sie antworten soll. Wie schaffen es andere Menschen bloß, dass sie immer wissen, wie sie sich verhalten sollen? Mit Senta und Elvis an ihrer Seite macht sich Jasmijn auf, dieses Geheimnis zu ergründen und ihr Glück zu finden.

 

Autorin (Quelle: Autorenseite bei Vorablesen.de):
Judith Visser wurde in Rotterdam geboren. 2006 debütierte sie mit ihrem Roman »Tegengif«. Sie gewann zweimal den Preis »Beste Rotterdamse Boek«. Ihr jüngstes Buch, »Mein Leben als Sonntagskind«, stand auf Platz 5 der niederländischen Bestsellerliste und gewann den Hebban Literatuur Clubprijs 2018. Erst im Erwachsenenalter hat Judith Visser erfahren, dass sie am Asperger-Syndrom leidet. Dank ihrer Erfahrungen versteht sie es, die Gefühlswelt eines jungen autistischen Mädchens auf wunderbar einfühlsame Weise einzufangen.

 

Inhalt:
Jasmijn lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Rotterdam. Sie ist ein intelligentes Mädchen und kann bereits im Alter von 4 Jahren schon lesen. Als sie nun in die Vorschule kommt, fangen die Probleme an. Hier ist alles zu laut, zu hell und mit dem Fräulein kann sie auch nicht sprechen, da diese eine Fremde für sie ist. Auch in den weiterführenden Schulen hat Jasmijn immer wieder mit neuen Klassenkameraden, Leherer und einer neuen Umgebung zu kämpfen. Ihr Lichtblick ist immer wieder das Spazierengehen mit ihrer Hündin Senta, wobei sie sich frei fühlt und sie selbst sein kann. Auch in der Musik von Elvis findet sie Trost und Ruhe und nimmt deshalb ihren Walkman überall mit hin um in der freien Zeit ihren Kopf von dem ganzen Lärm zu befreien. Jasmijn bemerkt selbst, dass sie anders ist als alle anderen und schreibt in ihr Tagebuch, was die „normalen“ Jasmijn in diesen Situationen machen würde.

 

Meine Meinung:
Die Autorin hat es geschafft mir einen wunderbaren Einblick in das Leben eines autistischen Mädchens zu bekommen. Die Geschichte von Jasmijn wird auf etwas über 600 Seiten in kurzen Kapiteln erzählt, die so schnell dahingeflogen sind. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil war sehr angenehm und leicht.

Jasmijn ist eine bemerkenswerte Protagonistin. Von den Menschen mit denen sie zu tun hat wird sie als seltsam, arrogant oder egoistisch gesehen. Jedoch war hier das Thema „Autismus“ wohl auch nicht so präsent und niemand hätte daran gedacht, dass eine Störung für ihr Verhalten verantwortlich ist. Sie braucht Ruhe und Ordnung und wenn sie etwas für unlogisch hält dann tut sie das auch nicht. Mir hat Jasmijn wirklich sehr gut gefallen und war sehr sympathisch. Ihre Liebe zu Tieren fand ich ganz besonders toll und auch „ihre“ Logik hat mich oft zum schmunzeln gebracht. Aber ich hätte sie in manchen Situationen gerne mal geschüttelt und gesagt: „Mach doch deinen Mund auf und erklären den Menschen wie du dich fühlst“. Es ist wirklich faszinierend, dass das manche Menschen wohl einfach nicht können.

Ihre Eltern, besonders ihre Mutter, haben sich an ihr Verhalten gewöhnt. Ihre Mutter verteidigt immer wieder vor anderen und nimmt ihr „seltsames“ Verhalten mit den Worten „So ist sie eben“ hin. Ihr Bruder ist ein „typischer“ großer Bruder, der seine kleine Schwester immer wieder aufzieht. Auch er merkt, dass an ihr etwas anders ist und sagt ihr auch ins Gesicht, dass sie nicht normal ist.

Ihre Leher und Lehrerinnen führen oft Gespräche mit ihren Eltern. Es wird über ihr soziales Verhalten gesprochen und auch darüber, dass Jasmijn sich in den Fächern abkapselt, die sie nicht interessieren. Es ist wirklich interessant zu erfahren wie sich Jasmijn fühlt und wie sie auf verschiedene Situationen reagiert und wie diese von ihren Mitmenschen aufgefasst werden. Oft bei großen Menschenmassen bekommt Jasmijn heftige Migräneanfälle. Heutzutage würde man ziemlich schnell einen Arzt aufsuchen und der Ursache auf den Grund kommen wollen, was wohl in der Zeit noch nicht der Fall war. Es wird alles abgetan mit: „Das hat sie öfter“ und „Das wird schon wieder“. Ich bin wirklich froh, dass man heutzutage so etwas nicht auf sich beruhen lässt, sondern dem Ganzen auf den Grund gehen will.

 

Fazit:
Ein großartiges Buch, dass ich kaum aus der Hand legen konnte. Ich war sogar ziemlich traurig, als das Buch zu Ende war. Ich hätte Jasmijn gerne noch weiter in ihrem Leben begleitet. Die Autorin schafft es einen Einblick in die Gefühlswelt von Jasmijn zu geben, mit ihr zu lachen, zu weinen und zu lieben. Ich geben eine klare Leseempfehlung für dieses Buch. Es hat mich komplett begeistert.