Rezension

So nahrhaft wie Zuckerwatte

Uns gehört die Nacht
von Jardine Libaire

Inhalt: Ja was ist eigentlich der Inhalt dieses Romans? Jamey und Elise treffen sich, haben Sex, essen was, entfernen sich von einander und erkennen dann doch immer wieder, dass sie ohne einander nicht leben können. Und das ganze wieder und wieder über 450 Seiten.

Jamey entwickelt sich währenddessen von einem reichen, verwöhnten, innerlich leeren Erben zu einem arbeitenden, sich sorgenden, desillusionierten, später vielleicht glücklichen jungen Mann.

Elise von einer unabhängigen, selbstständigen jungen Frau aus komplizierten Familienverhältnissen, der es immer irgendwie gelungen ist zu (über)leben, zu einer selbstbewussten Frau, die sich von niemandem sagen lässt, wie sie sein soll oder was sie zu tun hat.

Ihr einziger Schwachpunkt ist dabei Jamey, beide lieben sich auf fast schon zerstörerische Art und Weise.

Der größte Vorzug des Buches ist gleichzeitig auch seine größte Schwäche, die Sprache anfangs noch neu, aufregend und interessant wirkt irgendwann nervig, wiederholend und anstrengend. Der erste Teil des Romans liest sich wie ein Musikvideo mit lauter, schriller Popmusik und hat den Nährwert von Zuckerwatte und Cola. Er hätte locker auf die Hälfte gekürzt werden können, ich fühlte mich wie als würde ich eine riesige bunte Torte essen und essen und essen und sie würde einfach nicht weniger werden.

Nach dem Umzug nach New York ändert sich das, neue Figuren werden eingeführt, wenn auch nur kurz und die Handlung entwickelt sich weiter. Die Geschichte bleibt jedoch weitgehend oberflächlich, die Nebenfiguren erhalten in ein, zwei Sätzen angedeutet ebensoviel Tiefe wie die Hauptfiguren auf über 400 Seiten.

Elise und Jamey werden nur beschrieben, die Autorin vermeidet es in die Tiefe zu gehen und beide Charaktere fassbar zu gestalten. Die Figuren berühren mich nicht und nach der Lektüre habe ich sie sofort wieder vergessen.

Als Sammlung von Kurzgeschichten hätte dieser Roman vermutlich besser funktioniert, weil die Nebenfiguren streckenweise interessanter zu lesen sind als die Hauptfiguren und wir nicht 400 Seiten ausschließlich mit Elise und Jamey verbringen müssten.

Das Ende ist unnötig rausgezögert, aber dadurch erklärt sich vielleicht, warum es in den 1980ern spielt, was ansonsten eher willkürlich erscheint.

Ich finde weder das Cover noch den Titel besonders passend, ein buntes, knallrotes, leuchtend blaues, neongelbes Cover wäre der Sprache des Buches angemessen. Und der englische Titel „White Fur“ - Weißer Pelz passt auch deutlich besser.

Ich gebe 2,5 Sterne, so nichtssagend wie dieses Buch und seine Charaktere.