Rezension

So schön - aber IHN hätte ich manchmal echt gern erwürgt!

Back To You
von Morgane Moncomble

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fleur und Aaron haben eine ganz besondere Beziehung zueinander. Sie weiß, dass sie für immer beste Freunde sein werden, aber er blockt sie lange Zeit ab, bis sie ihm das Leben rettet, ab da ist sie sein Schutzengel.

16 Jahre später treffen sie durch Zufall wieder aufeinander, Fleur zieht es den Boden unter den Füßen weg, aber Aaron scheint sie nicht zu erkennen. Wie kann das sein? Sie würde ihn immer und überall erkennen! Hat er sie in den 16 Jahren, die sie getrennt waren, vergessen? Oder hasst er sie für das, was damals geschah, als sie 8 Jahre alt waren? Für das, was sie auseinandergebracht hat?

 

 

Dieses Buch ist gleichermaßen süß wie tragisch. Zwei Menschen, die schon immer für einander bestimmt gewesen zu sein scheinen wurden durch ein grauenvolles Ereignis getrennt – eine Tragödie. Wer weiß, was anderenfalls aus ihnen geworden wäre?
Jetzt treffen sie als Fremde aufeinander, beide vom Leben gezeichnet und auf ihre jeweilige Art kaputt.

 

Wenn man die Nachrichten liest, die die beiden einander als Kinder geschrieben hat, schmilzt man schon dahin. Sie sind so süß und man muss sie einfach lieb haben. Vor allem Fleur, die Aaron in „Lilas“ umgetauft hat, französisch für Flieder, mit ihrem Standard-Spruch: „Ich liebe dich mit all meinen Tentakeln“ – eine Anspielung auf ihren Lieblings-Disney-Film Pocahontas und vielleicht auch ein bisschen auf ihre Locken.

 

Dann lernt man sie als Erwachsene kennen und sofort bricht einem das Herz. Wo ist das furchtlose, mutige, quirlige Mädchen geblieben? Fleur heute hat diverse Ängste und fühlt sich vor allem eins: unzureichend. Sie findet, sie ist eine Enttäuschung für alle. Sie wird vom Hochstaplersyndrom verfolgt – einem alten Bekannten von mir. Auch ich plage mich beinahe täglich damit herum und kann aus Erfahrung sagen: diese Stimme, die dir ständig sagt, du seist nicht gut genug, und bald wird das auch dein Umfeld erkennen, ist echt eine B*tch!

Fleur hat es aber noch nicht geschafft, diese Stimme zu vertreiben, im Gegenteil. Mit jedem Atemzug wartet sie darauf als „Hochstaplerin“ entlarvt zu werden, darauf, dass ihre Väter erkennen, dass sie eine Versagerin ist und sie nicht mehr lieben, darauf, dass sie in ihrem neuen Job in Aarons Firma gefeuert wird, weil sie nicht gut genug ist, nicht talentiert genug, nicht klug genug. Wie sie immer sagt: sie ist nichts Besonderes, sie ist Durchschnitt, eher noch unterdurchschnittlich. Und jeden Tag lebt sie mit diesen toxischen Gedanken in ihrem Kopf.

 

Aaron ist eine Maschine. Er arbeitet, er isst, er arbeitet und schläft und dann wieder von vorne. Als sein Chef eine Comic-Zeichnerin namens Lilas einstellt, ist er absolut dagegen. Irgendetwas an ihr irritiert ihn. Vielleicht ist sie eine Spionin? Er setzt jedenfalls alles daran sie rauszuekeln. Sicher ist sicher.

Doch Aaron hat auch eine andere Seite. Er kann ein mega A… sein, keine Frage, aber er kann auch so süß und verletzlich und einfach „awwww“ sein. Er glaubt langsam verrückt zu werden und Albträume suchen ihn heim, ebenso, wie Erinnerungen an Fleur, seinen Schutzengel. Er will sie unbedingt finden, unbedingt! Vielleicht schafft sie es erneut ihn zu retten?

 

 

Fazit: Das Buch ist an ein K-Drama angelehnt und das ist es wirklich: dramatisch. Mir war es ehrlich gesagt schon etwas zu viel. Aaron habe ich als erwachsenen mehr als ein Mal richtig gehasst, aber so wirklich richtig! Er ist so gemein zu Lilas und nach der Wendung hätte ich ihn an liebsten erwürgt. Ein bisschen ist das bei ihm wie mit Jekyll und Hyde – lieber, süßer Aaron und A…-Aaron. Wie gesagt, mir ist das immer wieder zu extrem dramatisch. Aber das Buch kann auch unbeschreiblich berührend sein. Ich wollte die beiden so oft in den Arm nehmen, Fleur ins Gewissen reden, ihr Mut zusprechen und Aaron abwechselnd trösten und erwürgen. 

Wenn man erfährt, was damals geschehen ist – ich hatte es bereits geahnt – ist das so schrecklich und tragisch und man kann einfach nur weinen, weil es diese beiden Menschen so verletzt und traumatisiert hat. 

 

Wäre das Buch ein bisschen weniger dramatisch gewesen und Aaron nicht ganz so ein extremer A… manchmal, dann hätte es volle 5 Sterne von mir bekommen, so reicht es nur zu 4,5 und das auch nur, weil es mich stellenweise so unglaublich berührt hat.