Rezension

So tief geht nicht viel! 6/5 Sterne

Salz für die See - Ruta Sepetys

Salz für die See
von Ruta Sepetys

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung
Die erste Nachricht, die ich nach dem Beendigen dieses Buches verfasst habe (wohl gemerkt, nachdem ich so zehn Minuten meine Wand angestarrt hab): "Jetzt hat mich ein Buch offiziell emotional getötet."
Und wirklich: Ich glaube ich war durch Bücher noch nie so fertig mit den Nerven, wie nach Salz für die See. Ich bin wirklich niemand, der total geschichtsfanatisch ist. Im Gegenteil, in der Schule war das eines meiner absoluten Hassfächer! Und trotzdem konnte mich ein historischer Roman zu mehr als 100% abholen und überzeugen.
Erzählt wird die Geschichte einiger junger Leute, am Ende des zweiten Weltkrieges. Da sind Florian, Emilia und Joana, die sich unter anderem auf ihrer Flucht aus Ostpreußen kennenlernen. Und da ist Alfred, ein Matrose auf der Wilhelm Gustloff, der den Tausenden von Flüchtlingen Rettung bieten soll. So unterschiedlich diese vier Protagonisten sind, so ähnlich sind sie sich in einigen Beweggründen. Sie alle sind Gejagte, die nicht wirklich vertrauen können und/oder wollen. Sie alle haben Geheimnisse, die sie um jeden Preis hüten wollen. Sie alle wollen in Frieden und Freiheit und v.a. ohne Angst leben.
Und wie gesagt: Trotzdem sind sie auch wieder absolut verschieden. Emilia, die junge Polin, die aufgrund ihrer Herkunft von beiden Seiten (Russland und Deutschland) bedroht wird, die nur wenig versteht, was um sie herum gesprochen wird. Joana, die vor Schuldgefühlen fast umkommt und die einfach nur jedem helfen möchte, dem sie als Krankenschwester helfen kann. Florian, der seiner eigenen Menschenkenntnis nicht mehr traut, der Rache, aber auch Frieden und einfach seine Schwester wiedersehen will. Und nicht zuletzt Alfred, den man wohl am kontroversesten diskutieren kann. Er ist eine eher weichlicher Junge und möchte ein großer Held sein, was er in seinem Kopf längst ist. Er ist von den Nazi-Gedanken überzeugt oder versucht zumindest sich selbst davon zu überzeugen. 
Und über dem langsam klarer werdenden Hintergrundgeschichten der Protagonisten bleibt für den Leser häufig ein Gedanke hängen: Sie werden auf die Wilhelm Gustloff gehen. 
Und natürlich das hoffen: Lass sie nicht auf die Wilhelm Gustloff gehen!
Die Autorin hat mit Salz für die See ein wahres Meisterwerk geschaffen. Unglaublich gut recherchiertes Material, gepaart mit tief gehenden persönlichen Erfahrungen einiger Überlebender und einer sehr einfühlsamen Schreibweise machen aus diesem Buch ein absolutes Must-Read, das auf einen weiteren katastrophalen Aspekt des zweiten Weltkriegs aufmerksam macht, der völlig zu unrecht zu selten betrachtet wird!
Fazit
Salz für die See ist für mich das Beste, was der deutsche Jugendbuchmarkt momentan zu bieten hat. Es holt den Leser sofort ab, nimmt ihn mit auf eine Zeitreise und lässt ihn mit einem Gefühl aus Verzweiflung und Beklemmung (und in mir dem dringenden Wunsch meine Großeltern mehr über ihre Flucht) zurück. Aber gerade dieses Gefühl wird die Meisten dazu bringen, sich mehr mit einem wichtigen geschichtlichen Kapitel zu beschäftigen, das nicht in Vergessenheit geraten darf.