Rezension

So viel Schmerz und Leid

Ein wenig Leben - Hanya Yanagihara

Ein wenig Leben
von Hanya Yanagihara

Bewertet mit 5 Sternen

Wo fängt man an bei diesem Buch, wie fängt man an. Es ist die Geschichte einer lebenslangen Freundschaft. Vier junge Männer, Jude, Willem, Malcolm und JB lernen sich am College kennen und auch wenn ihre Leben sich unterschiedlich entwickeln, bleiben sie einander verbunden. Zentrale Figur ist der kluge und charismatische Jude. Doch sein Leben ist überschattet von einer schrecklichen Kindheit, eine Vergangenheit, die so unaussprechlich ist, dass Jude sich niemanden anvertraut. Auch wenn es ihm gelingt, eine Karriere aufzubauen, tiefe Freundschaft zu erfahren und geliebt wird. All diese wunderbaren Dinge können nicht aufwiegen, was ihm als Kind angetan wurde. Es ist eine nicht enden wollende Spirale an Leid, Schmerz und Qual, aus der es kein Entkommen gibt.

Hanya Yanagihra seziert diese leidende Seele so präzise, die Worte schneiden so tief wie Klingen.  Dieser fremde und fiktive Kummer hat mich so mitgenommen, dass ich an manchen Stellen einfach nur wollte, dass es aufhört. Diese Ausweglosigkeit des Leides und die Hilflosigkeit der Menschen, die nur ihre Liebe und Zuneigung zu geben haben, die aber nicht ausreicht, den Schmerz zu lindern. Eigentlich glaube ich mit Entsetzen, so viel Leid kann man gar nicht erfinden. Es gibt nur ganz wenige Bücher, die mich nicht nur psychisch und auch physisch mitgenommen haben (eines davon war „Und es schmilzt“ von Lize Spit), dieses Buch gehört dazu.

Ich weiß, dass dieses Buch und vor allem die Gefühle, die mir beim Lesen entstanden noch ganz lange anhalten werden.  Ein wenig Leben ist ein Buch, das man  nicht leichtfertig empfehlen kann. Und trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben, auch wenn ich mir jetzt zum Ende nur mehr nach einem sehne: Trost