Rezension

Sofies Welt

Sofies Welt
von Jostein Gaarder

Zu Beginn dieses Buches lernen wir Sofie kennen, die zunächst Briefe mit geheimnisvollen Fragen darin bekommt. Etwa „Wer bist du?“ oder „Woher kommt die Welt?“. Nachdem sich Sofie Gedanken darüber gemacht hat, bekommt sie beschriebene Bögen, die sie mit auf eine Reise durch die Geschichte der Philosophie nehmen. Auf dieser Reise begegnet sie den verschiedensten Philosophen, die sich zu eben den Fragen in den Briefen Gedanken gemacht haben und darauf ihre persönliche Philosophie begründet hatten.

Dieser erste Teil hat mir sehr gut gefallen. Er ist sowohl spannend als auch lehrreich, denn Sofie ist ein junges Mädchen, dass sich Gedanken zu diesen kontroversen und schwierigen Fragen macht und sich so langsam eine eigene Meinung bildet. Und natürlich nicht nur sie selbst sondern auch der Leser mit ihr zusammen. Schon bald möchte sie herausfinden, wer ihr geheimnisvoller Lehrer ist. Nach und nach kommt es außerdem zu immer mehr seltsamen Zwischenfällen. So bekommt sie zum Beispiel geheimnisvolle Postkarten von einem Major, der seiner Tochter Hilde zum 15. Geburtstag gratuliert. Adressiert sind diese Karten jedoch an Sofie, die zufälligerweise an genau dem gleichen Tag 15 Jahren alt werden soll. Dieser Tag liegt aber noch weit in der Zukunft, wie können sie also am Tage des Geburtstages abgestempelt sein?

Als Sophie dann endlich den geheimnisvollen Philosophielehrer Alberto Knox kennenlernt dreht sich die Geschichte leider. Die Fragen, über die Sofie sich Gedanken machen muss verschwinden ganz und aus den beschriebenen Bögen über die Philosophen werden Dialoge zwischen Sofie und Alberto. Monolog wäre hier aber wohl eher das passendere Wort, denn Alberto referiert einfach seitenlang über den nächsten geschichtlichen Abschnitt, unterbrochen von kurzen Nachfragen wie „Kannst du mir ein Beispiel geben?“ oder „Wirklich?“ von Sofie. Wo ist das schlaue Mädchen, dass sich eigene Gedanken macht hin? Es taucht von hier an leider nur noch sehr selten auf. Albertos ellenlange Vorträge sind somit einfach nur langatmig und dadurch immer weniger interessant. Man könnte genauso einen Wikipedia-Artikel lesen. Ein kritischer Dialog entsteht nur selten.
Sehr schade, denn die unterschiedlichen Denkweisen und Anstöße der Philosophen in der Antike und im Mittelalter finde ich eigentlich sehr faszinierend.

Dazu kommen Lückenfüller wie beispielsweise Dialoge zwischen Sofie und ihrer Mutter, die an Oberflächlichkeit und Banalität nicht zu übertreffen sind. Abschnitte, die man ohne schlechtes Gewissen überspringen kann…schade!

In der zweiten Hälfte des Buches tritt dann auch Hilde auf, was der Geschichte eine interesante Wendung und neue Spannung verleiht. Der Philosophiekurs geht weiter und wir steigen etwas tiefer in die Materie ein. Dieser Teil hat das Buch eindeutig für mich gerettet.

Die Idee dieses Buches, nämlich jungen Menschen Kenntnisse über Philosophie zu vermitteln finde ich großartig. Ich habe mir allerdings mehr Denkanstöße erhofft und vor allem die erste Hälfte zieht sich viel zu sehr. Und einem Buch, bei dem ich erst 300 Seiten lesen muss um zum interessanten Teil zu kommen kann ich leider keine gute Bewertung geben.