Rezension

Softe Lektüre mit heiklem Thema, leider zu knapp umgesetzt

Töte, was du liebst
von Christian Kraus

Softe Lektüre mit heiklem Thema, leider zu knapp umgesetzt

Kurz vorweg: Zum Inhalt werde ich weniger schreiben, da andere dies bereits mehrfach getan haben und es sonst die Spannung beim Lesen wegnehmen könnte.
Der Anfang des Buches liest sich hoch interessant.es geht rasant los, aus dem Blickwinkel des Täters, seine Opfer, seine Empfindungen. Es wirkt, als wäre das Buch, wenn es diese Ebene hält, nichts für schwache Nerven.
Leider lässt das Buch an Spannung recht schnell nach, dafür kommen immer mehr Charaktere mit dazu, die alle irgendwie in Therapie gehören. Der eine mehr, die anderen weniger. Die wenigen, Interessanten Stellen sind jeweils die aus Tätersicht. Der Rest ist meiner Meinung zu abstrakt, zu viele perfekte Zufälle, zu viele Überflieger – einfach zuviel von den passenden Momenten. Das Buch fließt in einem Stück, ohne Rückschläge, ohne überraschende Wendungen. Was es dadurch natürlich auch wieder recht einfach macht. So wird jedoch der ganzen Thematik zu sehr die Möglichkeit genommen, sich wirklich auszubreiten, das erwartete Abtauchen in die Abgründe des Täters ( wie es zu Anfang suggeriert wurde) fehlt ganz. Natürlich gibt es in dem Buch auch Momente wo man denkt „Oh, ja.. ui jetzt wird aber heftiger“ – aber auf dieser Ebene bleibt es dann immer wieder stehen. Die Abgründe werden angeritzt, aber nie ausgebaut. Und gerade dieser Ausbau, die Wirrungen, Gedankengänge der Täter, der Opfer, ihre Emotionen, ihre Wut, ihre Angst, Ihre Hoffnung und auch Hoffnungslosigkeit – genau das ist es was einen guten Thriller – und vor allem Psychothriller – ausmacht. Zumindest für mich. Ich will mitfiebern, ich will mitleiden, ich will wütend sein auf den Täter, oder ihn vielleicht auch unterstützen in seinem Tun.
Ich habe hier einfach erwartet in die Abgründe eines Täters, seine Beweggründe, seine Ideen, seine Freuden usw. abzutauchen. Denn der Autor hat durch seinen Beruf wirklich die Möglichkeit genau dieses einfließen zu lassen. Stattdessen haben mich kurze, detailarme Kapitel erwartet, die nur so durch die Geschichte gerannt sind. Skurrile Charaktere, wundersame Zufälle, aalglatte Ermittler mit dem richtigen Spürsinn haben sich aneinander gereiht wie die Wochentage.
Vielleicht habe ich auch zu viel erwartet, vielleicht habe ich auch schon zu viel Bücher in dem Bereich gelesen, die wirklich zur Sache gehen? Ich weis es nicht, aber ich weis das der Anfang mehr versprach, als das Buch gehalten hat.
Vergleiche die andere mit S. Fitzek ziehen, kann ich nicht nachvollziehen. C.Kraus ist viel seichter, vorsichtiger und für mich nicht bildhaft genug um mich zu fesseln, hinabzuziehen in den Strudel um in dem Buch zu versinken.
Auch der Schreibstil des Autors ist mir an manchen Stellen zu wechselhaft. Mal schreibt er detailliert, dann hat er wieder 3-Wort-Sätze, die mich an einen Grundschüler erinnern.

Letztendlich ist es aber sicherlich als Urlaubslektüre geeignet. Das Buch liest sich schnell, der Spannungsbogen bleibt seicht und die Geschichte berechenbar. So kann man darin schmökern und einen Psychothriller lesen, der einem nicht zu sehr an die Nieren geht, denn die wirklich pikanten Details werden einfach ausgelassen.

Fazit: Ich habe etwas anderes erwartet, meine Ansprüche waren zu hoch. Das Thema ist wirklich interessant und könnte, wenn das Buch mehr Seiten hätte und detaillierter wäre, wirklich gut sein. So jedoch war es mir zu seicht, zu wenig „kranke“ und „abartige“ Einblicke in den Täter, zu wenig Gänsehautfeeling. Es war ok zu lesen, und für Leute die gerade mal mit dem Genre „PsychoThriller“ anfangen, sicherlich ein guter Einstieg da es eben nicht zu sehr in die menschlichen und seelischen Abgründe hinabsteigt, zudem gibt es sehr wenige Todesopfer ( obwohl es hier um einen Serienkiller geht) .
Für die anderen, die es etwas härter, detaillierter und Abgründiger lieben, würde ich doch lieber Andreas Gruper’s Maarten S. Sneijder-Reihe empfehlen. Denn Piet van Loon, denn er ist wirklich das, was ich von einem Täter erwarte J. Die Reihe ist für mich eher Psychothriller, da sie mich sehr bewegt und lange Zeit nicht losgelassen hat, weil man über den Täter und die Opfer noch nachdenkt, wenn das Buch bereits wochenlang wieder im Regal liegt.