Rezension

Solide Geschichte mit wenig Überraschungen

Wo die Sterne tanzen - Katharina Herzog

Wo die Sterne tanzen
von Katharina Herzog

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:

Jeden Sommer ihrer Kindheit und Jugend hat Nele auf der Nordseeinsel Juist bei ihrer Oma Lotte verbracht. Dabei hat sie nicht nur traumhafte Tage erlebt, die erfüllt von Sonnenschein, guter Laune und Eis waren, sondern auch den ersten Kuss von ihrem besten Freund Henry bekommen. Und auf der Insel hat Nele ebenfalls ihren späteren Berufswunsch gefasst: sie möchte Musicaltänzerin werden.

Im Sommer 2019 reist die junge Frau mit ihrer Tochter ein vorerst letztes Mal auf die Insel. Ihre Oma ist gestorben und das Haus soll ausgeräumt und verkauft werden. Zurück auf Juist kommen Nele wieder allerhand Erinnerungen in den Sinn. Sei es an die Oma oder an ihren Jugendfreund, von dem sie arg enttäuscht wurde. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Nele sich von den Sachen und dem Haus ihrer geliebten Oma verabschieden muss, hält sich Henry zur selben Zeit auf Juist auf...

 

Meinung:
Das Cover ist herrlich leicht und in zarten Farben gehalten. Als einzige dunkle Farbe dient der Schriftzug des Verlags, ansonsten überwiegen helle Farben. Ein ganz besonderer Hingucker ist natürlich die goldene Schrift, welche edel und fein wirkt und der Blickfang des Covers ist. Ergänzt wird es durch rosa Details, seien es die Wolken oder die geometrischen Formen am oberen, sowie unteren Rand. Dazu gibt es noch Möwen, die natürlich perfekt zu dem Handlungsort passen und wunderschön gezeichnet wurden mit besonderen Schattierungen. Insgesamt ein schönes Cover, welches auf eine lockere sommerliche Geschichte schließen lässt.

Bei mir war es mal wieder soweit: ich hatte richtig Lust auf einen kitschig-schnulzigen sommerlichen Liebesroman und mein Auge ist auf den neuen Roman von Katharina Herzog gefallen. Der Handlungsort klingt vielversprechend und ich wollte mich mal wieder an eine Küste / auf eine Insel träumen. Und da dachte ich mir, dass dieses Buch perfekt passt. Zudem habe ich bereits von einigen Jahren einen Roman von ihr im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen und war davon sehr angetan. Und auf genau eine solch eine gute Geschichte hatte ich auch hier gehofft.

Erstmals habe ich an einer Aktion der Buchboutique teilgenommen und mein Glück bei der Buchpremiere auf die Probe gestellt, wo genau dieser Roman vorgestellt wurde. Und tatsächlich hat es geklappt und ich durfte mich über eine buchige Reise nach Juist freuen. Auch an dieser Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön für die Möglichkeit, das Buch zu lesen!

 

Den Kapiteln vorangestellt sind immer kleine Auszüge aus verschiedenen Musicals. Fast alle davon waren mir bekannt und während ich diese Zeilen gelesen habe, hatte ich die jeweilige Melodie im Kopf. Ein sehr schönes Detail, was auch sehr gut zu Neles Karriere als Musicaltänzerin passt!

Mir war der Beginn des Romans bereits durch die Leseprobe bekannt und auch als ich mit dem Buch richtig begonnen habe, war ich direkt wieder von der Schreibweise angetan. Sie ist einfach gehalten, manchmal verfallen die Protagonisten fast schon in eine Umgangssprache und ich konnte den Roman fix und flüssig lesen. Man hat Zeit um die Charaktere kennenzulernen und sich von ihnen ein Bild zu machen, das Setting war ein absolutes Träumchen und hat sehr lebendige Bilder entstehen lassen. Ich habe nur zu gerne das Buch in die Hand genommen, um weiteres zu erfahren, aber auch um von dem Setting zu schwärmen.

 

Ich empfand den Aufbau des Buches als interessant, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Die Kapitel von 2019 wechseln sich immer wieder mit Rückblicken in Neles Vergangenheit ab. Dabei erlebt man entweder eine begrenzte Zeit im Sommer mit ihr auf Juist oder wie sie später in New York lebt und sich ihren Traum als Musicaltänzerin erfüllt hat. Auf diese Weise entstehen Einblicke in Neles Kindheit und Jugend, man sieht sie ein Stück weit aufwachsen und kann dann schauen, wie sie sich über die Jahre entwickelt hat und wie ihre Pläne vorangeschritten sind. Man kann eine Entwicklung sehen und auf diese Weise die Protagonisten besser einschätzen. Zudem wird die Handlung aufgelockert und sie wurde für mich nicht langweilig. Außerdem konnten so auch keine Längen entstehen und man kann Erlebnisse aus der Vergangenheit besser verstehen und sich von den Situationen ein Bild machen.

 

Wie ich bereits erwähnt hatte, hat mir das Setting richtig gut gefallen. Ich mochte die Beschreibungen von Häusern und dem Strand, viele Orte konnte ich mir hervorragend vorstellen und diese haben zum Träumen eingeladen. Sei es das Deichschlösschen von Oma Lotte, der Strand oder die Tanzschule einer Nachbarin: jede Örtlichkeit wurde mit prägnanten und eingehenden Worten versehen und hat kleine Details bekommen, die sie einzigartig machen.

Dabei ist es der Autorin ebenfalls gelungen, dem jeweiligen Handlungsort eine passende Stimmung zu verleihen. In New York ist das pulsierende Leben der Metropole deutlich wahrzunehmen und man merkt, dass das Leben viel schneller und hektischer vonstatten geht als auf dem beschaulichen und ruhigen Juist. Es waren also Gegensätze zu erkennen und ich denke, dass genau das auch u.a. den Reiz des Romans ausmacht. Man lernt zwei Welten kennen, beide sind attraktiv und geben unterschiedliche Lebensweisen wieder.

 

Ich lese nur selten Liebesromane, weil sie mir häufig zu schnulzig und kitschig sind. Deshalb schaue ich ganz genau hin, welches Buch mir gefallen könnte um am Ende einen guten Roman lesen zu können. Und genau das habe ich auch bei diesem Werk von Katharina Herzog getan, ich habe genau überlegt und war mir am Ende sehr sicher, dass es mir gefallen wird. Und das hat es auch. Klar gab es ab und an kitschige Szenen und die Liebe kam auch nicht zu kurz. Doch diese zwei Komponenten sind in einem angenehmen Maß aufgetaucht, haben keine eine zu große Rolle eingenommen und haben so gut zu der Geschichte gepasst.

Mir war die Handlung ab und an etwas zu vorhersehbar und nur ganz selten konnte sie mich überraschen. Es traten keine Wendungen auf, die die Karten neu gemischt haben und neuen Schwung in die Geschichte gebracht haben. Das hat mir etwas gefehlt, es war ja eh von Anfang an klar, wie das Buch enden wird und in welchen Konstellationen die Protagonisten herausgehen werden. Trotzdem wäre es möglich gewesen, einige, wenige unverhoffte und der Geschichte einen neuen Lauf gebende Aktionen einzubauen.

 

Im Grunde treten die Protagonisten freundlich und sympathisch auf. Ganz viele habe ich schnell in mein Herz geschlossen und habe mir sie lebendig vorstellen können. Allen voran natürlich Nele und ihre Oma, aber auch die beste Freundin der Oma habe ich schnell gemocht.

Mir ist aufgefallen, dass die Männerfiguren seltener auftreten und auch eine nicht ganz so starke Zeichnung haben. Hier ist es mir deutlich schwerer gefallen, zu ihnen eine Bindung aufzubauen und sie einzuschätzen. Oft waren sie mir nicht so sympathisch wie die Damen und ich fand sie etwas schwach in ihrem ganzen Auftreten. Es scheint, als würde der Fokus eher auf den weiblichen Protagonisten liegen und die Männer spielen eine eher untergeordnete Rolle. Mir hätte es gefallen, wenn das Verhältnis ausgeglichener gewesen wäre.

Ansonsten hätte es mir noch gefallen, wenn die Protagonisten mehr Emotionen gezeigt hätten, denen man anmerkt, dass sie wirklich aus tiefstem Herzen kommen. Manches wirkte doch ein wenig oberflächlich und hat dazu geführt, dass ich mit den Personen nicht mitfühlen konnte.

 

Fazit:
Katharina Herzog hat einen wunderbar leichten Sommerroman geschaffen, der vor allem durch seine traumhaften Handlungsorte Juist und New York und die lockere Schreibweise besticht. Das Buch hat sich schnell und einfach lesen lassen, die Protagonisten waren sympathisch und es gab eine wundervolle Stimmung, die vor allem vom Setting ausging.

Ein solider Roman, der nicht mit großer Spannung aufwartet und wo die Ereignisse etwas vorhersehbar sind, der sich jedoch perfekt zum Entspannen eignet und seinen eigenen Charme ausstrahlt.