Rezension

Solide konstruierter Krimi mit Längen, der auf einer Insel mit besonderem Flair spielt

Nachts schweigt das Meer - Kate Penrose

Nachts schweigt das Meer
von Kate Penrose

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kate Penrose ist das Pseudonym der britischen Autorin Kate Rhodes. Ihren Kriminalroman „Nachts schweigt das Meer“ siedelt sie auf den Scilly-Inseln an, die südwestlich von Cornwall liegen. Eine Karte der Inselgruppe ist vorne in der Klappe der Broschur zu sehen und zum Auffinden der Handlungsorte sehr nützlich. Der vorliegende Fall spielt auf Bryher, der kleinsten der fünf bewohnten Inseln der Gruppierung. Es ist der erste Band einer Serie von angedachten fünf Teilen von denen jeder auf einer anderen Insel davon spielt.  Kate Penrose nimmt sich die Freiheit und setzt die fiktiven Unterkünfte der handelnden Personen an für die Geschichte passende Plätze. Ihre Beschreibungen der tatsächlichen rauen, kargen Weide- und Ackerlandschaft der Insel ist beeindruckend und atmosphärisch dicht. Die Vergangenheit der Inseln als ideales Versteck für Schmuggler und Angriffspunkt für Piraten lässt Kate Penrose in ihre Erzählung mit hineinfließen.

Auf Bryher leben weniger als einhundert Einwohner, 72 von ihnen sind Anfang März vor Ort als die erst 16 Jahre alte Laura Trescothick ermordet wird. Im Prolog las ich über den Tathergang, der Mörder blieb mir aber bis zum Schluss unbekannt. Detective Inspector Benesek Kitto, kurz Ben gerufen, hat bisher Undercover für die Londoner Polizei ermittelt.  Ben ist eigentlich für eine Auszeit in seine Heimat Bryher zurückgekehrt, bietet sich aber nach der Tat als Ermittler mit Kenntnis über Land und Leute an. Zwischen den Kapiteln zum vorliegenden Fall gibt es immer wieder eine in kursiver Schrift gesetzte Handlung, in der die kräuterkundige Inselbewohnerin Rose Austell und ihr Sohn eine große Rolle spielen.

Aufgrund der besonderen Lage ist es von Beginn an klar, dass nur einer, der sich im Augenblick auf Bryher befindlichen Personen den Mord begangen haben kann. Ben obliegt die zäh verlaufende Befragung der Anwesenden, von denen ihm viele bekannt sind und mit denen er zum Teil auch befreundet ist. Nicht nur für mich zogen sich die Ermittlungen in die Länge, denn auch Kate Rhodes lässt den Ich-Erzähler Ben nebenbei bemerken, dass er auch nach etlichen Befragungen kein brauchbares Ergebnis vorweisen kann. Dadurch herrscht eine angespannte Stimmung auf der Insel, die in den Schilderungen der Autorin spürbar wird. Schließlich folgen noch weitere Straftaten.

Die Figuren sind gut ausformuliert. Manche leben sehr gerne auf Bryher, andere möchten lieben auf dem Festland wohnen. Es ist verständlich, warum man sich ein Leben außerhalb der Inseln aufgrund der einsamen Lage wünscht und genauso ist es nachvollziehbar, warum es einen Künstler reizt, sich hier zum Malen niederzulassen. Auf der Insel gibt es unangenehme Zeitgenossen genauso wie sympathische. Erst zum Ende des Buchs erfolgt die unvermittelte Auflösung der Tathergänge, deren Erklärung mich leider nicht vollständig überzeugen konnte.

Insgesamt gesehen ist „Nachts schweigt das Meer“ ein solider konstruierter Krimi mit einigen Längen aufgrund der sich hinziehenden Befragungen. Das besondere Flair der Insel Bryher konnte die Autorin mir vermittelt, es trägt aber nicht zur Spannung der ruhig verlaufenden Kriminalhandlung bei.