Rezension

Solide Unterhaltung, mir manchmal zu oberflächlich

Vicious - Das Böse in uns - V. E. Schwab

Vicious - Das Böse in uns
von V. E. Schwab

Bewertet mit 3.5 Sternen

Den ganz großen Hype um "Vicious" kann ich so nicht nachvollziehen. Dafür blieb mir einiges doch etwas zu oberflächlich. Vor allem die Freundschaft zwischen Victor und Eli in ihrer Collegezeit, wurde mir viel zu kurz angerissen. Aber genau hier lag eigentlich einer der interessanten Aspekte der Handlung. Die Dynamik zwischen den beiden und ihre merkwürdige Fixierung aufeinander, genau hier hätte ich mir mehr Einblicke gewünscht. Dadurch wirkte aber auch die aufflammende Feindschaft seltsam blutleer. Denn irgendwie kannte man sie eben auch nicht wirklich als Freunde. 

Dabei fand ich sie als jeweils eigene Figur spannend. Der Kontrast von Gut und Böse löst sich schnell auf und es gefiel mir sehr, das Schwab die Rollen immer wieder neu bestimmt. Je nach Blickwinkel, ergibt sich ein ganz neues Bild. Beide Männer fühlen sich in ihrem Handeln im Recht, aus unterschiedlichen Gründen. Sie sind sich aber in vielem ihrer Schritte und vor allem Persönlichkeitsmerkmalen sehr viel ähnlicher, als sie zugeben würden. 

Manches Mal hätte es der Handlung sicher auch gut getan, wenn der Fokus etwas gleichmäßiger auf Victor und Eli verteilt gewesen wäre. Das fand ich manches Mal etwas einseitig. 
Interessant fand ich auch die merkwürdige Doppelmoral die Eli entwickelt. Die aber auch weitere moralische Fragen aufwirft, die die Kräfte der ExtraOrdinären betrifft. Zudem läuft doch alles immer wieder auf beiden hinaus, bei genauerer Betrachtung geht es um sehr selbstsüchtige Motive, die ihre wahren Charaktereigenschaften ziemlich offen legt. Das hat für mich persönlich den Reiz der Geschichte ausgemacht. Die Superheldenmotive fand ich dagegen weniger interessant. Das war halt recht typisch und barg für mich nichts Neues. 

So richtig überraschend fand ich insgesamt betrachtet aber weder den Verlauf des Romans, noch die Gedankengänge der Figuren, oder ihre Handlungsweisen. 
Trotzdem habe ich mich aufgrund der recht düsteren und wenig kuscheligen Motive der beiden Hauptfiguren gut unterhalten gefühlt. Ich mag wenn die moralischen Grenzen aufgebrochen werden. Für meinen Geschmack hätte sich Schwab sogar ruhig noch ein klitzekleinbisschen mehr trauen können. 

Alles in allem freue ich mich auf Band 2.