Rezension

Solider Kriminalroman

Die Frau vom Strand -

Die Frau vom Strand
von Petra Johann

Was ist das Wichtigste in deinem Leben?

Für Rebecca gibt es nur 2 Menschen im Leben, die für sie das Wichtigste überhaupt sind. Zum einen ist das ihre kleine Tochter Greta und zum anderen ist es Lucy, die Frau, mit der sie seit 6 Jahren verheiratet ist.

Sie lebt mit beiden an der Ostsee im kleinen Örtchen Rerik. Lucy pendelt dabei zwischen Rerik und Hamburg, da sie die Brötchen für die Familie verdient, während Rebecca sich um die 5 Monate alte Greta kümmert.
Rebeccas einzige Abwechslung in ihrem momentanen Tagesablauf ist der Mittwoch, wo sie als Physiotherapeutin im Ort einen Yoga-Kurs gibt, während Lucy auf Greta aufpasst. Freundinnen hat Rebecca bisher keine in Rerik gefunden.
Daher ist sie froh, als sie eines Tages am Strand Julia begegnet, der beim Baden die Kleidung gestohlen wurde. Die Frauen freunden sich schnell an und nach einer Woche möchte Rebecca Julia ihren Freunden vorstellen. Doch aus dem Treffen wird nichts, denn Julia erscheint nicht. Als Rebecca Julis sucht, muss sie feststellen, dass Julia sie nicht nur in vielen Dingen belogen hat, sondern die Zufallsbegegnung am Strand wohl auch nicht so zufällig wie gedacht war. Doch dann wird am Strand von Rerik eine tote Frau gefunden und die Kriminalpolizei Rostock beginnt ihre Ermittlungen unter Chefin Edda Timm…..

„Die Frau vom Strand“ ist das neue Buch der Autorin Petra Johann. Ich durfte schon einige Bücher der Autorin lesen und wusste daher gleich, dass mich eine spannende Geschichte erwarten würde. Ich wurde nicht enttäuscht, aber leider auch nicht geflasht wie das in anderen Büchern der Autorin schon der Fall war.

Schon auf der ersten Seite  - dem Prolog – fragt man sich als Leser, was passiert ist, da man genau in die Szene einsteigt, wo eine Person stirbt und man nicht weiß, wer es ist und wie es dazu kam. Anschließend ist die Geschichte des Buches in mehrere Teile gegliedert, die aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben ist und insgesamt nur ein paar Tage umfasst. Die verschiedenen Teile sind außerdem durch Wochentage gekennzeichnet.

Bei den Teilen, die aus Rebeccas Sicht geschrieben sind, hat die Autorin die direkte Rede gewählt, so dass man das Gefühl hat, Rebecca sitze neben einem und erzähle bei einer Tasse Kaffee und Kuchen ihre Geschichte. Das erzeugt in erster Linie eine Vertrautheit mit der Hauptprotagonistin und man ist geneigt, ihr ohne Bedenken Sympathiepunkte zu erteilen. Diese Art der Erzählweise hatte ich bis jetzt nur einmal in einem gelesenen Buch.
Die anderen Teile sind aus Sicht einer dritten Person geschrieben.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich gewählt.
Rebecca ist eine Figur, die einige Probleme hat und bei der sich der wahre Charakter erst nach einiger Zeit des Lesens zeigt. Sie hat ihr Leben in Hamburg aufgegeben und lebt zurück gezogen und ohne nennenswertes Sozialleben in Rerik, wenn man von den zufälligen und dennoch regelmäßigen Begegnungen mit dem Nachbar mal absieht. In ihrer Rolle als Mutter geht sie dagegen vollends auf und man würde sie wohl auch als „Hubschrauber-Mutter“ bezeichnen.
Mit Lucy hat die Autorin eine Protagonistin geschaffen, die wahrscheinlich keine einzige negative Eigenschaft besitzt. Dementsprechend sympathisch fand ich sie, denn ich habe ihr ihr Wesen und Verhalten einfach abgenommen.
 Mit der Kriminalkommissarin Edda Timm bin ich dagegen weniger warm geworden. Ihre Art war egozentrisch und sie war als Chefin für mich nicht wirklich eine kompetente Führungskraft. Aber einen muss es ja immer geben, den man nicht so leiden kann, dennoch war sie eine interessante Figur im Buch.
Die Geschäftskollegen von Lucy, Finn und dessen Frau Priska Hofmeister, sind gut ausgearbeitet und authentisch dargestellt. Viel mehr Figuren gibt es im Buch nicht, die erwähnenswert sind.

Das Buch beginnt schon allein durch den Prolog mit viel Spannung, die zwar nicht verloren geht beim Lesen, aber sich auch meiner Meinung nach nicht wesentlich steigert. Natürlich kann der Leser schnell mit rätseln, wer die sterbende Frau aus dem Prolog ist, da das Verbrechen  - oder war es in Unfall?- schon zu Beginn der Geschichte stattgefunden hat. Das ist übrigens unter anderem eines der typischen Merkmale eines Krimis, weswegen ich nicht verstanden habe, warum das Buch dem Genre Thriller zugeordnet wurde.

Den Rest des Buches darf der Leser dann mit den Ermittlern zusammen recherchieren, was genau passiert ist, wobei mir persönlich das Gefühl gefehlt hat, das ich mit den Augen an den Buchstaben klebe und ich das Buch vor Spannung nicht aus der Hand legen kann. Da haben mir andere Bücher der Autorin besser gefallen.
Im letzten Teil präsentiert uns Petra Johann dann die Auflösung der Geschichte, die wieder in direkter Anrede von Rebecca erzählt wird.

Zu voller Sternenanzahl hat es diesmal meiner Meinung nach nicht gereicht.