Rezension

Solider Thriller

Der Fahrer - Andreas Winkelmann

Der Fahrer
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 3 Sternen

In Hamburg werden Frauen aus ihren Fahrzeugen heraus entführt. Der Kidnapper stellt Fotos auf Instagram online und gibt der Polizei 24 Stunden Zeit, um das Opfer zu finden. Wenn es den Ermittlern nicht gelingt, stellt er die Tote an einem öffentlichen Platz aus.

Dies war sowohl mein erstes Buch um das Ermittlerteam von Jens Kerner als auch das erste des Autors Andreas Winkelmann überhaupt. Das Buch ist handwerklich gut geschrieben – und doch konnte es mich nicht ganz packen.

Das lag vor allem daran, dass wir es hier einmal mehr mit einem psychopathischen Serienkiller zu tun haben, der seine Opfer auf den ersten Blick willkürlich auswählt. Beim Lesen habe ich mich gefragt, ob es keine Krimis oder Thriller mehr gibt, in denen Menschen aus persönlichen Gründen Morde im näheren Umfeld begehen. Das fände ich viel Interessanter und Lebensnäher.

Der Thriller ist spannend geschrieben. Die Handlung wird immer wieder mit dem Ermittler Jens Kerner und seinen Problemen verknüpft. Ich mag es, wenn mir die Figuren aus dem Ermittlerteam nach und nach vertraut werden und ich viel Persönliches aus ihrem Leben erfahre. Das stellt Nähe her und macht neugierig auf die bisherige und weitere Entwicklung der einzelnen Personen.

Andreas Winkelmann animiert mich als Leser/in zudem zum Miträtseln. Ich begebe mich auf Tätersuche und frage mich immer wieder, ob der Autor mich mit dieser oder jenen Fährte nur aufs Glatteis führen möchte oder ob ich auf der richtigen Fährte bin. Und leider ist die Auflösung dann auch der zweite Schwachpunkt des Buches. Wenn ein Autor die Geschichte schon so anlegt, dass ich mitraten kann, dann sollte auch die Möglichkeit bestehen, auf den Täter zu kommen. Ansonsten fühle ich mich an der Nase herumgeführt, wie in diesem Fall.

Fazit: stilistisch und handwerklich versteht der Autor seine Arbeit. Nun muss er nur noch seine Leser/innen ernst nehmen und sich fragen, ob es wirklich der psychopathische Täter sein muss.