Rezension

Solider Thriller vor realem Hintergrund

Der Präsident - Sam Bourne

Der Präsident
von Sam Bourne

Bewertet mit 4 Sternen

Bereits das Titelbild macht mit der darauf abgebildeten Silhouette deutlich klar, welcher Präsident hier als Vorbild diente. Seit er das Amt inne hat, ist nicht mehr die Vernunft Handlungsmaxime, sondern allein das Bauchgefühl - und zwar das des Präsidenten. Als er von Nordkoreas Machthabern verbal angegriffen wird, ist seine Wut so groß, dass er allen Ernstes beabsichtigt, das Land mit Atomwaffen anzugreifen. In buchstäblich letzter Sekunde wird er davon noch abgebracht, doch alle um ihn herum wissen: DAS kann durchaus wieder passieren. Da es keine Möglichkeit gibt, den Präsidenten seines Amtes zu entheben, beschließen zwei altgediente, hochrangige Mitarbeiter: Der Präsident muss sterben.
Angesichts des realen Hintergrundes ist die Erwartung natürlich groß, dass sich die Handlung dieses Thrillers ebenfalls stark an den realen Gegebenheiten orientiert und das Gebaren des ersten Mannes im Staate deutlich dargestellt wird. Doch die eigentliche Hauptfigur ist Maggie Costello, eine Mitarbeiterin im Weißen Haus, die die Hintergründe des Todes des Leibarztes des Präsidenten aufklären soll, wobei sie einer Verschwörung auf die Spur kommt und dabei ihr Leben aufs Spiel setzt. Zwar werden immer wieder Aktionen des Präsidenten und Twittermeldungen von ihm in den Text eingebaut, die durchaus realistisch wirken, doch insgesamt ist die Geschichte derart überzogen, dass in der Realität wohl auch die Regierung des Weißen Hauses damit nicht durchkommen dürfte (aber ganz sicher bin ich mir natürlich auch nicht … ;-)).
Doch diese Mischung aus Realität und Phantasie macht meiner Meinung nach einen großen Teil des Reizes dieses Buches aus. Man weiß ja, dass es schlimm ist. Aber könnte es tatsächlich noch so viel übler sein? Ansonsten ist die eigentliche Handlung ein ordentlicher Krimithriller mit mehr oder weniger gelungenen Überraschungsmomenten, die man irgendwie doch schon geahnt hatte. Stellenweise nervig fand ich die teilweise seitenlangen gedanklichen Selbstbezichtigungen von Maggie und auch die Darstellungen McNamaras (Maggies 'Gegenspieler'), in denen er die Absichten und Hintergründe der Regierung darlegt. Etwas weniger Klischee, auch bei den Figuren, hätte dem Buch sicherlich gut getan.
Alles in allem aber eine solide spannende Lektüre mit (etwas) Bezug zur Realität.