Rezension

Solides, ausbaufähiges Debüt

Tiefseeherz - Johanna Rau

Tiefseeherz
von Johanna Rau

Mit "Tiefseeherz" legt Johanna Rau ihr Debüt vor, auf welches ich v.a. wegen dem schönen Cover aufmerksam wurde. Und weil ich Geschichten, in denen das Meer eine Rolle spielt, gerne mag. Ich bin selbst nah am Meer aufgewachsen und fühlte mich daher in Lavender richtig wohl.

Der Einstieg in den Roman fiel mir leicht, da der Schrteibstil sehr flüssig und bildhaft ist, sodass man direkt in die Geschichte eintauchen kann. Schnell wird Lizzies Liebe zum Meer deutlich und wie verbunden sie sich damit fühlt. Das gefiel mir und machte mir Lizzie direkt sympathisch.
Allerdings dauert es bis etwa zur Hälfte des Buches, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt. Zuvor wird v.a. Lizzies Leben in Lavender dargestellt - Konflikte mit ihrer Schwester und Mutter, die Freundschaft zu Sophie und das Kennenlernen mit Jack. Bis dahin war mir nur grob klar, worauf die Handlung hinauslaufen wird.
Besonders im Fokus liegt die aufkeimende Beziehung zwischen Lizzie und Jack - und das ging mir alles viel zu schnell. Sie haben erst wenige Sätze gesprochen und sind dennoch direkt "unsterblich verliebt" und verhalten sich in manchen Szenen wie ein altes Ehepaar. Das war für mich nicht nachvollziehbar. Dennoch waren die romantischen Szenen sehr gefühlvoll geschrieben und haben Herzklopfen verursacht. Zudem sind die beiden ein tolles Team und passen definitiv zusammen - nur wäre eine ausführlichere, längere Vorlaufzeit schön gewesen.

Nach der Hälfte wird es dann deutlich spannender und die verschwundenen Menschen gewinnen an Bedeutung. Gemeinsam suchen Lizzie, Jack und seine Freunde nach einem Weg, die Menschen zurückzuholen. Und hier spielt das Meer die entscheidene Rolle. Was genau der Fantasy-Aspekt ist, verrate ich natürlich nicht, aber es ist etwas anders als anfänglich erwartet. Allerdings war ich auch hier zwiegespalten, denn die beschriebene Unterwasserwelt ist in vielen Teilen unlogisch und folgt leider keinen physikalischen Gesetzen. Hier wären bessere Erklärungen oder ein konsequenteres Umsetzen der Fortbewegung usw. besser gewesen.

Das Finale ist dann auch für meinen Geschmack zu schnell abgehandelt und die Probleme zu einfach gelöst worden.
Die Charaktere fügen sich allesamt gut in die Handlung ein und machen diese lebendig. Besonders die Freundschaft von Lizzie und Sophie fand ich schön beschrieben. Wohingegen Lizzies Schwester und ihre Mutter wirklich anstrengend waren und ich an Lizzies Stelle oftmals genauso ausgerastet wäre. Jack und seine Freunde bleiben leider etwas blass, da sie im Vergleich zu den anderen wichtigen Charakteren eher weniger Raum bekommen. Dennoch wuchs auch er mir ans Herz und war mir sympathisch.

Fazit: Ein insgesamt schönes Debüt mit tollen Charakteren, aber bei der Handlung mit viel verschenktem Potential. Für Romantasy-Fans, die auch Geschichten am/im Meer mögen, aber durchaus empfehlenswert!