Rezension

Solides Jugendbuch mit feministischer Note über zwei Schwestern in einer repressiven Gesellschaft

Iron Flowers - Die Rebellinnen - Tracy Banghart

Iron Flowers - Die Rebellinnen
von Tracy Banghart

Bewertet mit 3 Sternen

Zwei Schwestern stellen jede auf ihre Weise das Machtgefüge ihrer Gesellschaft in Frage – mit Anmut und Zorn als Grace und Rebellin.

Serina und Nomi Tessaro sind in eine Gesellschaft ohne technische Errungenschaften hineingeboren, die Frauen keine Rechte gewährt. Sie haben sich dem Willen von Männern - insbesondere des Regenten - zu fügen und dürfen nicht lesen lernen. Eine der höchsten Ehren ist es, als Grace ausgewählt zu werden, um in einer Art Harem dem Regenten bzw. dem Thronfolger zu Willen zu sein. Serina wurde zeitlebens auf diese Rolle vorbereitet und fügt sich willig, da sie sich dadurch für ihre ganze Familie ein besseres Leben erhofft. Nomi dagegen begehrt gegen die strikten Regeln auf und lernt mit Hilfe ihres Bruders Renzo das Lesen. Sie ist darauf eingestellt, als Dienerin ihrer Schwester zu fungieren. Dann aber kommt alles anders, als Serina und Nomi erwarten – und beide Schwestern müssen sich einem Schicksal stellen, das ganz anders ist, als sie es sich jemals erträumt hätten.

 

„Iron Flowers – Die Rebellinnen“ liest sich sehr schnell und flüssig. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Serina und Nomi erzählt, deren gemeinsamer Weg sich früh im Roman trennt. Dabei gefiel mir Serinas Entwicklung wesentlich besser, auch wenn sie ein wenig forciert und schnell wirkt. Nomis Persönlichkeit, die gleich zu Anfang so stark herüberkam, verliert leider nach und nach im Laufe der Geschichte. Die Ereignisse sind leicht hervorzusehen, wenn man eine gewisse Anzahl an ähnlichen Jugendromanen wie beispielsweise „Die Tribute von Panem“ oder „Die rote Königin“ gelesen hat. Die Charaktere blieben seltsam blass, so dass ich emotional nicht genug in das Geschehen eingebunden wurde.

 

Für einen Jugendroman gibt es durchaus heftige und blutige Szenen. Ein paar Logiklücken am Schluss sowie das vorhersehbare offene Ende gaben mir leider nicht den Abschluss, auf den ich gehofft hatte. Dennoch werde ich wohl im Herbst 2019 den zweiten Band lesen, da ich doch gerne wissen würde, wie die Geschichte von Serina und Nomi weitergeht. Ich hätte mir übrigens gewünscht, dass der englische Titel „Grace and Fury“ übernommen worden wäre, da es wenig Sinn macht, eine anderen englischen Titel mit dem Zusatz „Die Rebellinnen“ zu wählen. Grace im Sinne des Buches und der Übersetzung Anmut sowie Fury, der Zorn, der den rebellischen Geist symbolisiert, bringen das Buch einfach mehr auf den Punkt. Das deutsche Cover wirkt auf mich unausgegoren – das Ornament um das perspektivisch verzogene Frauengesicht kommt kühl und hart herüber. Dagegen stechen die Frauengesichter der amerikanischen Ausgabe und ganz besonders das stilisierte Frauengesicht der britischen Ausgabe positiv hervor.

 

Alles in allem ist „Iron Flowers – Die Rebellinnen“ ein solider Jugendroman mit feministischer Note, der angenehm leicht zu lesen ist, aber leider ziemlich vorhersehbar bleibt und ein relativ offenes Ende hat.